"Nach Covid: Sardinien unter den ärmsten Regionen der EU"
Verfasst: 20.06.2020, 07:24
"Il dopo Covid: Sardegna fra le regioni più povere dell'Ue"
So lautet die Schlagzeile der "La Nuova" vom 19. Juni 2020. Gleich zwei "Fake News" in einer Zeile: Ein "Dopo Covid" ist noch längst nicht in Sicht, und Sardinien ist bei weitem nicht eine der "ärmsten Regionen" der EU.
Was war geschehen? Auf einer Tagung von Ökonomen der Universitäten Sassari, Cagliari und der John Hopkings-Universität wurde in Cagliari der Jahresbericht des angesehenen "Crenos"-Instituts zur wirtschaftlichen Lage auf Sardinien vorgestellt*. ExpertInnen der drei Hochschulen, die an dem Bericht mitgearbeitet haben, diskutierten über "Die Perspektiven der Ökonomie auf Sardinien nach der Pandemie". Darin heißt es laut ANSA Sardegna vom 19. Juni:
"Ein Bruttoinlandsprodukt von 70% des europäischen Durchschnitts, ein System von Kleinstunternehmen, welches die Kapitalakkumulation nicht begünstigt, geringe Investitionen in Humankapital und technologische Innovation, Insularität, Entvölkerung und eine geringe Bevölkerungsdichte verlangsamen die Entwicklung. Sardinien rangiert unter den ärmsten Regionen Europas, dazu kommt die pandemische Krise, mit Auswirkungen auf ein Szenario, welches schlimmstenfalls nach dem Lockdown zu einer Reduktion der Außennachfrage um 13,1% einem Einbruch des Tourismus um 50% und einem Minus von 11,9% des BIP führt"
Zusammenfassende Kritik: Der 27. Crenos-Rapport beschreibt die wirtschaftliche Lage Sardinien im Jahr 2019. Auf dieser Datenbasis kann man Spekulationen über die künftige Entwicklung unter dem Einfluss der Corona-Krise anstellen, mehr aber auch nicht. "Armut" ist eine soziale Kategorie und hat nur indirekt etwas mit der Wirtschaftskraft eines Landes zu tun; die anderen auf der Tagung genannten Faktoren sind Schlagwörter, "Entvölkerung" der Insel ist demographisch widerlegt, kleine und mittlere Unternehmen tragen häufig mehr zur sozioökonomischen Entwicklung einer Region bei, als große (wie in Deutschland u.a. das Beispiel BaWü zeigt). Und das gewohnte Lamentieren über das "arme" Sardinien und die Benachteiligung der Sarden ist ein klassisches Zeugnis von Selbststigmatisierung u. kontraproduktiv. So sehe ich, der auf der Insel lebt uns so gesehen Sarde ist, das jedenfalls.
* Economia della Sardegna: 27° Rapporto 2020
https://www.lanuovasardegna.it/regione/ ... 1.38986740
So lautet die Schlagzeile der "La Nuova" vom 19. Juni 2020. Gleich zwei "Fake News" in einer Zeile: Ein "Dopo Covid" ist noch längst nicht in Sicht, und Sardinien ist bei weitem nicht eine der "ärmsten Regionen" der EU.
Was war geschehen? Auf einer Tagung von Ökonomen der Universitäten Sassari, Cagliari und der John Hopkings-Universität wurde in Cagliari der Jahresbericht des angesehenen "Crenos"-Instituts zur wirtschaftlichen Lage auf Sardinien vorgestellt*. ExpertInnen der drei Hochschulen, die an dem Bericht mitgearbeitet haben, diskutierten über "Die Perspektiven der Ökonomie auf Sardinien nach der Pandemie". Darin heißt es laut ANSA Sardegna vom 19. Juni:
"Ein Bruttoinlandsprodukt von 70% des europäischen Durchschnitts, ein System von Kleinstunternehmen, welches die Kapitalakkumulation nicht begünstigt, geringe Investitionen in Humankapital und technologische Innovation, Insularität, Entvölkerung und eine geringe Bevölkerungsdichte verlangsamen die Entwicklung. Sardinien rangiert unter den ärmsten Regionen Europas, dazu kommt die pandemische Krise, mit Auswirkungen auf ein Szenario, welches schlimmstenfalls nach dem Lockdown zu einer Reduktion der Außennachfrage um 13,1% einem Einbruch des Tourismus um 50% und einem Minus von 11,9% des BIP führt"
Zusammenfassende Kritik: Der 27. Crenos-Rapport beschreibt die wirtschaftliche Lage Sardinien im Jahr 2019. Auf dieser Datenbasis kann man Spekulationen über die künftige Entwicklung unter dem Einfluss der Corona-Krise anstellen, mehr aber auch nicht. "Armut" ist eine soziale Kategorie und hat nur indirekt etwas mit der Wirtschaftskraft eines Landes zu tun; die anderen auf der Tagung genannten Faktoren sind Schlagwörter, "Entvölkerung" der Insel ist demographisch widerlegt, kleine und mittlere Unternehmen tragen häufig mehr zur sozioökonomischen Entwicklung einer Region bei, als große (wie in Deutschland u.a. das Beispiel BaWü zeigt). Und das gewohnte Lamentieren über das "arme" Sardinien und die Benachteiligung der Sarden ist ein klassisches Zeugnis von Selbststigmatisierung u. kontraproduktiv. So sehe ich, der auf der Insel lebt uns so gesehen Sarde ist, das jedenfalls.
* Economia della Sardegna: 27° Rapporto 2020
https://www.lanuovasardegna.it/regione/ ... 1.38986740