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https://www.zeit.de/gesellschaft/schule ... t-erzieher

"Wir haben gesehen, dass es eine Illusion ist, zu glauben, man könne Unterricht komplett digital abhalten. Es ist vielen bewusst geworden, wie wichtig das soziale Miteinander für uns alle ist, aber auch für das Lernen"

Das ist für mich die zentrale Aussage in diesem Interview. Wir haben zwar (Gott sei Dank) kein schulpflichtiges Kind mehr, aber hier im Dorf eine siebenjährige Nichte, und beobachten, was im "Homelearning" abläuft. Das fröhliche Mädchen ist nicht nur klug, sondern Lernen in der Schule gemeinsam mit den anderen Kindern macht ihr auch Spaß. Und jetzt, wo alle Schulen bis in den September geschlossen bleiben, geschieht im Namen "digitalen" Unterrichts folgendes: Sie wird von ihren Lehrerinnen per Email mit schriftlichen Hausaufgaben zugeschüttet! Mit Unterricht hat das kaum etwas zu tun, Hausaufgaben sind auch in normalen Zeiten immer nur eine Ergänzung des Lernens im sozialen Miteinander, Lernprozesse funktionieren nicht nur kognitiv, sondern in der sozialen und emotionalen Interaktion. Das geht nur in der Realität des Klassenraums, nicht virtuell.

Hinzu kommt, dass Eltern professionelle Lehrer nicht ersetzen können und gerade in dieser allgemeinen Stress-Situation oft überfordert sind. Und meiner Meinung nach macht es überhaupt nichts, wenn Schule mal für einige Wochen ausfällt, das schafft Freiraum für kreative Persönlichkeitsentwicklung. Das gilt auch für die Lehrer.

Wir erleben dieses Desaster gerade hautnah, meine bessere Hälfte ist Deutschlehrerin, mal von den fehlenden Sozialkontakten
abgesehen, funktioniert das mit dem Online lernen nicht wirklich gut. Das System ist allzu oft überlastet, einige Schüler haben
keine geeignete Hardware oder das Internet ist zu schwach um die Daten in einer passablen Zeit zu laden.
Das nicht vorhanden sein eines Klassenzimmers um Fragen zu klären hat zur Folge das auch noch bis spät in die Nacht Schüler
Emails beantwortet werden. Leider fehlt auch bei einigen der Kids die Disziplin, hey Abiturienten, um sich fristgerecht mit den
erledigten Aufgaben zu melden. Die Liste ist noch länger, aber ihr seht worauf ich hinaus will.

klar, klappt das alles nicht perfekt. Die Infrastrukturen sind komplett überlastet, mit diesem Ansturm konnte niemand rechnen. Dennoch bin ich der Meinung, dass es durchaus positive Aspekte am eLearning gibt, die es zu erkunden gilt. Es ist unbestritten, dass eLearning den "normalen" Unterrricht und das soziale Miteinander nicht wird ersetzen können, aber eine sinnvolle Nutzung digitaler Techniken ist mit Sicherheit ein Gewinn für alle.
Im Hochschulbereich habe ich noch nie verstanden, warum jedes Jahr in ganzen Land immer wieder Standardvorlesungen zu den gleichen Themen live gehalten werden (mit erheblichen Qualitätsunterschieden!). Welch eine Ressourcenverschwendung! Warum werden Vorlesungen zu Standardthemen nicht ein für allemal mit großen Aufwand als Video produziert, was sich die Studenten dann in Ruhe (und so oft sie wollen) zu Hause ansehen können? Der Lehrer/Professor soll dann erst zu individuellen Fragen und Problemstellungen ins Spiel kommen. Viele exzellente Youtube-Videos zeigen, wohin die Reise geht.. Wieviele Schüler lernen aussließlich mit Hilfe solcher Videos!

franzm hat geschrieben: ↑16.04.2020, 11:51Im Hochschulbereich habe ich noch nie verstanden, warum jedes Jahr in ganzen Land immer wieder Standardvorlesungen zu den gleichen Themen live gehalten werden

Völlig richtig! Aber traditionelle Vorlesungen gehören eher zur Gattung "Frontalunterricht". Die effektiven Veranstaltungsformen sind Seminare, Übungen, Kolloquien, Workshops, Feldforschung, Praktika und Exkursionen, auch ins Ausland - diese Lernerfahrungen kann man nicht "digital" vermitteln. Und dann gibt es ja auch noch die Beratungen für Prüfungen u. Examensarbeiten.