Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

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Su Corvu
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Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

Beitrag von Su Corvu »

Peter Höh: Sardinien. ReiseKowHow-Verlag, 9. Auflage, 2016

Da der Verfasser seinen Reiseführer stets als „Der Gute“ anpreist, erlaube ich mir, stichprobenhaft die Ausführungen zu einem Ort zu überprüfen, den ich gut kenne: Budoni.
Budoni wird in der Kopfzeile von S. 307 geografisch in den „Baronie“ angesiedelt, das ist falsch, das Städtchen gehört zur Gallura, auch daran zu erkennen, dass die Bewohner mehrheitlich Galluresisch sprechen.
Einen „alten Ortskern“ (S. 308) gibt es nicht, Budoni ist als Straßendorf entlang der S.S. 125 entstanden, auf dem Messtischblatt des Militärgeografischen Instituts von Mitte der 1950er Jahre sieht man außer der Straßenmeisterei nur kaum mehr als eine Handvoll Häuser, und die Kirche wurde erst Ende der 1960er Jahre errichtet. Das heutige Budoni war ursprünglich nicht ganzjährig besiedelt und bestand lediglich aus Hütten, später auch wenigen Stazzi der Viehhirten aus dem Hinterland.
Die Cala di Budoni ist keineswegs „wenige Schritte“ entfernt, bis zum nächstgelegenen Strand (Stella Marina) sind es mehr als ein Kilometer. Der Strand von Budoni ist zweifellos sehr schön, aber ich denke nicht, dass man ihn als „Superstrand von karibischer Anmutung“ klassifizieren muss.
Die reisepraktischen Tipps sind lückenhaft und teilweise unzutreffend. Das Restaurant „Medeus“ befindet sich nicht „gegenüber dem Rathaus“, sondern an der Piazza an der einzigen Kurve der Ortsdurchfahrt Via Nazionale. Die Küche habe ich nicht als „kreativ“ empfunden, sondern als durchschnittlich, die Qualität des Restaurants „La Volpe“ hat seit Jahren nachgelassen, und von einem „romantisch-stilvollen Ambiente“ kann man auch nicht sprechen. Die wenigen wirklich guten Restaurants in Budoni und Umgebung (z.B. Mamma’s, Lu Stazzu, Symposium, Shardana, La Perla) werden nicht erwähnt, wahrscheinlich weil einige erst in den letzten Jahren eröffnet haben und dies dem Verfasser entgangen zu sein scheint. Kein einziger Agriturismo wird genannt, obwohl es in der nahen Umgebung einige empfehlenswerte gibt.
Zur Geografie wäre noch zu erwähnen, dass die auf S. 300 beschriebenen Orte Agrustos und Porto Ottiolu zur Gemeinde Budoni gehören. In Porto Ottiolu kann ich kein „Karibikflair“ entdecken, es besteht aus einem erst Anfang der 1990er Jahre in die vorher unberührte Küste hineingebauten Yachthafen, ausufernden Ferienhausanlagen und einem in der Saison entsprechend vollen Strand, übrigens nicht der schönste Budonis.
Mein Eindruck ist, dass der Verfasser Budoni und Umgebung nur flüchtig kennt und die Veränderungen der letzten Jahre im Städtchen (nicht nur in der Gastronomie, auch im Ortsbild und Service-Angeboten für Touristen, wie der Beach-Bus zu den Stränden) nicht zur Kenntnis genommen hat.
Salamaghe
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Re: Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

Beitrag von Salamaghe »

Da stimmt ja einiges nicht. Okay, Medeus war früher da wo Mamas jetzt ist.La Volpe war noch nie so toll. Drinnen empfinde ich es sehr laut.
Ich komme oder ich bin jetzt seit 31 Jahren in Budoni und das Dorf hat sich wirklich gemacht. Gerade in den letzten Jahren und vor allem für die Touristen. Das sollte man in einem Reiseführer beachten und aktualisieren.
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Re: Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

Beitrag von Su Corvu »

Richtig, im Mamma's war mal das Medeus - aber das ist mindestens 6 Jahre her! Höh überschreibt doch jede neue Auflage mit "neu bearbeitet", obwohl sie das offensichtlich nicht ist. Würde ja auch Recherchen vor Ort erforderlich machen ...
"Neu bearbeitet" bedeutet in Fachkreisen übrigens, dass mindestens 10 % des Textes komplett neu sein muss.
Zuletzt geändert von Su Corvu am 26.07.2018, 15:10, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

Beitrag von franzm »

es würde ja schon helfen, die Threads über Restaurants in Budoni im eigenen Forum zu lesen!
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eumel
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Re: Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

Beitrag von eumel »

Franz, super gemacht, vielen Dank ☺
Budoni hat sich in den letzten Jahren wirklich gemacht und die Gemeinde hat ja noch mehr Pläne, wie z.B. der Fahrrad- bzw Wanderweg, der die Strandabschnitte verbinden soll. Und ich finde es ganz toll, wie man bemüht ist, den Ort sauber zu halten. Jeden Morgen sind eifrige Helfer unterwegs, die den Müll entlang der Straße einsammeln.
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Re: Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

Beitrag von eckart »

@Su Corvu: kann ich das denn so stehen lassen? Quellenangaben stehen bei
Beschreibung des Themas
Budoni ist ein Ort mit 5133 Einwohnern an der Ostküste Sardiniens und gehört zur Provinz Sassari.
https://www.google.de/maps/place/08020+ ... d9.7052936

Sehenswürdigkeiten: Spiaggia Isuledda, Spiaggia di Budon
Quelle: Wikipedia »
THEMA:
Wer in Budoni Urlaub macht, kommt wegen des wunderschönen, kinderfreundlichen Sandstrands hierher: Der puderweiße, feine und fast zwei Kilometer lange Strand, der wunderbar seicht in das glasklare Wasser abfällt, ist wirklich fantastisch und liegt nur etwa dreihundert Meter von der Ortschaft entfernt hinter flachen Sanddünen und Schirmpinien.
Der Ort selbst erwacht erst zur Saison aus seinem Winterschlaf: Dann öffnen entlang der Hauptstraße nette Läden, Geschäfte und Restaurants, auf der Piazza del Giubileo finden Konzerte und Jahrmärkte statt. Vor allem der Höhepunkt des Sommers, der Feiertag Ferragosto, wird am Abend des 14. August mit einer großen Party auf der Piazza gefeiert, zu Mitternacht erleuchtet ein großes Feuerwerk den Himmel über dem Ferienort.
Quelle: http://sardinien.com/a997/articles/997/budoni/
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Su Corvu
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Re: Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

Beitrag von Su Corvu »

Hallo Eckart,
der nächste Strand (Budoni hat ja nicht nur einen) ist, wie erwähnt, Stella Marina. Am südlichen Ortsausgang nach links abbiegen, vom Zentrum sind das mehr als 1 Km! Der Strand ist so, wie Du ihn beschrieben hast. Er ist auch deswegen relativ sicher, weil es nach ca. 100 Metern eine Sandbank gibt, wo man nur bis etwas über den Knöcheln im Wasser steht. Die vielen Strandbars mit Entertainment, von denen Höh spricht, gibt es nicht. Hat er wohl geträumt.
In Budoni sind nach meiner Erfahrung die Geschäfte und Restaurants ganzjährig geöffnet.
Der Ort ist nicht idyllisch, welcher Ort auf Sardinien ist das schon, aber wegen seiner Infrastruktur vor allem für Familien mit kleineren Kindern geeignet. Wohnen kann man ruhiger und preiswerter im Hinterland.
Günther
P.S. Was sagt denn PH zu Deiner Gegend?
Zuletzt geändert von Su Corvu am 26.07.2018, 19:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

Beitrag von eckart »

Ich habe von Herrn Höh kein Buch....Herr Fohrer hat bei mir mal "das Rennen gemacht" https://www.sardinienforum.eu/t253f29-E ... tml#msg954

Du verlangst aber jetzt nicht, ich muss mir den PH zulegen :D

Vielen Dank für Deine Antwort - werde ich mal gleich als Antwort einfügen. Weicht ja doch von den Informationen ab.
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Re: Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

Beitrag von Tina Adler »

Bei mir ist es tagesformabhängig, ob ich es gut oder schlecht finde, das mein Ballao in den meisten Reiseführern nicht zu finden ist. Ich habe hier den von Polyglott, da ist die ganze Gegend ausgelassen, vermutlich weil es Hinterland ist. Ich habe auch die "schlafende Frau" einen Felsen, der so aussieht, wenn man von Muravera nach Ballao fährt, noch nirgendwo gefunden. Mitunter wird unser Fluss-Schwimmbad erwähnt (ein magischer Ort) und das Brunnenheiligtum...beides findet man aber eher, wenn man weiß wo es liegt. Ein lebendes Dorf egal zu welcher Jahreszeit mit sogar 3 Bars ...wo man mitunter die Urlauber trifft, die die Sehenswürdigkeiten nicht finden...auf jeden Fall freue ich mich über jeden, dem ich meine Lieblingsplätze zeigen durfte. Es sind lauter so Geheimplätze, die man nur kennt, wenn man häufiger dort ist, dann weiß man, wo man den Honig bekommt, eine deutschsprachige Autowerkstatt findet oder oder oder...es ist Hinterland und ich liebe es in einem lebendigen Dorf zu wohnen :-)
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Orientale Sarda
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Re: Anmerkungen zu einem Sardinien-Reiseführer

Beitrag von Orientale Sarda »

Mal ne blöde Frage...
Wir lästern alle - wohl ais gutem Grund - gegen den einen oder anderen Reiseführer.
Wie stellen fest, dass die eine oder andere Beschreibung - höflich ausgedrückt - eher ungenau (falsch, veraltet, subjektiv gekauft) ist.
Können wir das nicht eigentlich besser?
Jeder von uns hat "seine" Ecke der Insel, die er (oder sie) besser kennt als jeder Autor eines Reiseführers der, (wie er mir selbst mal erzählt hat) etwa alle zwei Jahre mit seinem Wohnmobil für etwa zwei Wochen hier her kommt um "sein Buch zu aktualisieren.
Su Corvu hat ja schon bewiesen, dass sowas richtig gute Qualität haben kann und auch andere Beiträge zeigen das deutlich.
Ich glaube, eine richtig starke Basis für derartige Informationen würde bei diesen Autoren mehr Unbehagen auslösen als jeder Verriss seiner Urlaube (äh, tschuldigung! "Recherchen"...)
Ok, mag sein, das deine Meinung richtig ist.
...meine gefällt mir trotzdem besser :lol:
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