Wasser aus der diga in Posada

praktische Informationen für Leute, die hier nicht nur Urlaub machen
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Pastorella
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Wasser aus der diga in Posada

Beitrag von Pastorella »

Nachdem die Milchpreise endlich ein paar Cent erhöht wurden, kam dann gestern leider die Nachricht das, das Wasser in der Diga Posada wohl nur bis Juli reichen wird :cry:
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eumel
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Re: Wasser aus der diga in Posada

Beitrag von eumel »

Oh nein :shock: dann kann man für euch Schäfer nur sagen: Gott sei Dank verbrauchen nicht noch unwissende Touristen das kostbare Wasser. Irgendwie hat alles auch eine positive Seite. Sorry, kenne es zur Genüge, wenn du auf der Comune betteln musst, damit der Wasserwagen kommt. Sind in Orvile nicht an Abbanoa angeschlossen, bekommen das Wasser vom Consortio.
Jessy
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Re: Wasser aus der diga in Posada

Beitrag von Jessy »

8-)
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Su Corvu
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Re: Wasser aus der diga (bei) Posada

Beitrag von Su Corvu »

Zunächst eine grundsätzliche Information zur Wasserversorgung auf der Insel und zur speziellen Situation in den Gemeinden, die Trink- u. Brauchwasser aus dem Stausee westlich von Torpè erhalten.

Sardinien hat im Jahresdurchschnitt durchaus ausreichende Niederschlagsmengen! Das Problem ist die geologische Struktur der Insel (Karst z.b.), so daß das Regenwasser in Grotten u. unterirdischen Wasserläufen versickert. Deswegen gibt es auch so gut wie keine natürlichen Seen. Das zweite Problem sind zu wenige u. oft über ein halbes Jahrhundert alte, reparaturbedürftige Stauseen. Die Wasserzuleitungen zu den Ortschaften sind häufig defekt bzw. werden angezapft. Das dritte Problem ist selbstgemacht: Der Umgang mit dem Wasser. Wassersparen ist für viele Sarden und Touristen vom Festland immer noch ein Fremdwort, trotz der horrenden Wasserpreise des Monopolisten "Abbanoa". Regenwasserzisternen sind auch ein Fremdwort, u. wenn Häuser überhaupt Regenrinnen haben, dann wird es nicht gesammelt sondern fließt auf die Straße.

Der Stausee (diga) Maccheronis wird aus dem Wasser des Rio di Posada gespeist u. daher oft auch Dige di Posada oder Torpè genannt. Er wurde Anfang der 1960er-Jahre gebaut u. hat eine Wasseroberfläche von ca. 3,75 km² u. ein Fassungsvermögen von ca. 25 Mio. m³. Der Stausee versorgt den ganze Großraum von Siniscola, Posada, Torpè u. Budoni bis nach San Teodoro mit Trinkwasser und Brauchwasser für die Landwirtschaft.

Die Probleme sind qualitativer u. quantitativer Art. Das erste grundlegende Problem ist die Trinkwasserqualität. Das Leitungswasser ist völlig verschmutzt u. hat einen hohen Mangangehalt, die Bürgermeister von Posada u. Torpè müssen seit Jahren immer wieder den Gebrauch des Wassers zum Trinken und zur Essenszubereitung verbieten. Abbanoa schiebt die Schuld auf das "Consorzio di Bonifica" (die staatliche Verwaltung des Stausees). Offizielle Analysen haben aber ergeben, dass die Schadstoffbelastungen auf das verrottete Leitungssystem zurückzuführen sind - und dafür ist Abbanoa verantwortlich. Abbanoa ist ein Eigenbetrieb der Region Sardinien und hat das Monopol der Wasserversorung auf der ganzen Insel. Gut 80 % des Trinkwassers auf der Insel kommt aus den Stauseen.

Das andere Problem ist die periodische Wasserknappheit. Die Medien berichten regelmäßig darüber, wie zuletzt in diesem Jahr die "La Nuova" am 25. März: "Diga di Torpè, livello da aumentare" (das Niveau muss erhöht werden). Allerdings ist trotz des trockenen Winters gegenwärtig der Stausee mit 18,6 Mio. m³ Wasser zu fast zwei Drittel gefüllt, Alarmrufe sind also verfrüht. Auch die Landwirtschaft kann ausreichend mit Wasser versorgt werden. Natürlich kann sich die Situation im Sommer ändern, denn der Stausee versorgt ja die gesamte Gegend von Siniscola über Posada, Torpè u. Budoni bis S. Teodoro mit Trinkwasser, also eine Touristenregion, deren Einwohnerzahl sich in der Saison regelmäßig vervielfacht, wenn auch wahrscheinlich nicht in diesem Sommer.

Über die Wasserversorgung in der Gegend ist hier um Forum übrigens in fast 50 Beiträgen ausführlich berichtet worden, auch darüber, wie die Situation verbessert werden kann, z.b. durch die Erschließung der enormen Wasserreserven im Mon'Albo, die bestes Trinkwasser liefern würden. Und auch über die jüngst entstandenen Bürgerinitiativen in der Region. Und schließlich auch über die Nutzung von Regenwasser, womit wir, zusammen mit dem Grundwasserbrunnen, problemlos über das ganze Jahr kommen u. autark von Abbanoa sind.

Sehr interessante Hintergrundinformationen hatte im August 2019 Casa Sardegna mitgeteilt:
viewtopic.php?f=26&t=111&p=6241&hilit=w ... sada#p6477
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Su Corvu
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Re: Wasser aus der diga in Posada

Beitrag von Su Corvu »

Zur aktuellen Situation des Wasserstands im Stausee "Maccheronis" bei Torpè schreibt der "L'Ortobene" vom 5. April:
Gegenwärtig befinden sich im Stausee 13 Mio. m³ Wasser, davon ist die Hälfte zur Versorgung der Landwirtschaft bestimmt, die andere Hälfte wird als Trinkwasser aufbereitet.

P.S.: Die Wochenzeitung der Diözese Nuoro findet ihr online hier: https://www.ortobene.net/
Nicht nur kirchliche Nachrichten, sondern oft lesenswerte Artikel zu Politik, Gesellschaft u. Kultur in der Provinz u. darüber hinaus
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Su Corvu
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Re: Wasser aus der diga in Posada

Beitrag von Su Corvu »

Wieder einmal meldet die La Nuova vom 14. April "Wenig Wasser im Staussee". Die Landwirtschaft in allen Küstenorten der oberen Baronia sei bedroht, die Diga Maccheronis lediglich mit 14 Mio m³ gefüllt, neue Restriktionen seien zu erwarten.

Das sind immerhin 1 Mio m³ mehr als am 5. April, also keine neue Lage, und auch keine bedrohliche Situation, denn der Stausee ist damit bei gegenwärtigem Fassungsvermögen von 22 Mio m³ (reduziert wegen der Bauarbeiten) zu fast zwei Dritteln gefüllt - "wenig" ist das nicht. Wer lanciert eigentlich regelmäßig diese Meldungen? Dramatisierung hilft niemandem, stattdessen sollten die Wiesen und Felder nicht ununterbrochen, sondern nur nachts berieselt werden. Und auch die privaten Haushalte könnten den Trinkwasserverbrauch mit einfachen Mitteln reduzieren: Geschirr wird immer noch oft unter fließendem Wasser gespült, anstatt die wassersparende Spülmaschine zu benutzen, und auch bei der Toilette sollte die Spartaste gedrückt werden. So vermindert sich der Trinkwasser (!)-Verbrauch eines Haudhalts schon um rund die Hälfte.
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Su Corvu
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Re: Wasser aus der diga in Posada

Beitrag von Su Corvu »

Die Arbeiten am Stausee "Maccheronis" westlich von Torpè (auch "Lago di Posada" genannt, weil das Wasser aus dem Rio di Posada stammt), sollen bis Ende des Jahres endlich abgeschlossen werden (La Nuova, 4.7.20).
Diese wahrhaft unendliche Geschichte gegann vor 20 Jahren, als das Projekt zur Erhöhung des Damms vorgestellt wurde. Die Bauarbeiten begannen 2005, wurden aber bereits 2008 eingestellt, die Baufirma war pleite gegangen. Danach gab es mehrere vergebliche neue Anläufe, seit 2 Jahren wird wieder gearbeitet. Wenn das Werk vollendet ist, hat der Stausee eine deutlich erhöhte Kapazität, außerdem würden die Verkehrswege zwischen Torpè und dem nördlichen Hinterland verbessert (auf dem Kamm der Mauer gab es früher eine Straße).

Eine Bitte an Franz: Die Wasserversorgung durch den Stausee wird hier unter verschiedenen Rubriken behandelt: "Wasser aus der diga in Posada", "Wassersituation in Posada", beides ist ungenau, denn Abbanoa versorgt die gesamte Region von Siniscola über Posada, Torpè und Budoni bis San Teodoro mit Wasser. Bitte zusammenführen unter "Wasserversorgung aus dem Stausee bei Torpè".
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