Geschichten von der Insel

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Giro
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Re: Geschichten von der Insel

Beitrag von Giro »

So nun erzähle ich eine Geschichte die auf meinem ersten Sardinien Urlaub passiert ist. Ich war mit dem Flugzeug in Olbia gelandet. Von dort aus habe ich eine 14 Tägige Rundreise mit dem Fahrrad begonnen.
Einmal ganz aussen rund
Das Wetter war super, genau richtig zum Rad fahren.
Als erstes ging es dann über die SS125 die Ostküste entlang. Mein erstes Nachtlager war am Strand in der Nähe von Orosei. Ich war sofort von der Insel begeistert.
Nun fängt die eigentliche Geschichte an. Am nächsten Tag wollte ich über die Hochebene bis Tortoli radeln.
Alles lief super.Den Anstieg hoch zum Pass hatte ich mir schwieriger vorgestellt
Nun nahm das Schiksal seinen Lauf.
Ca.2km vor der Passhöhe saß ein junger Mann am Straßenrand. Sein Fahrrad mit Gepäck lag neben ihm.
Ich hielt an und fragte ihn ob ich im helfen könne.
Er konnte mich nicht wirklich verstehen, da er Italiener war und kein Deutsch sprach.Wir versuchten es dann mit Händen und Füßen. Da war ein echtes Naturtalent.
Der Rahmen seines Fahrrades war gebrochen und an ein weiterfahren war nicht zu denken.
Mit meinem Bordwerkzeug etwas Draht,Kabelbinder und Panzerklebeband bekam ich das Rad wieder fahrbereit
Gemeinsam bewältigen wir nun den restlichen Anstieg.
Wir verstanden uns so gut,das wir beschlossen gemeinsam unsere Fahrt vortzusätzen.Am Abend schlugen wir zusammen unsere Zelte auf.
Marco besorgte dann leckere Mortadella,Brot und
roten Wein. Der Abend wurde sehr schön und trotz der Sprachschwierigkeiten konnte wir viel von einander erfahren. Marco war Polizist aus Rom und wollte zur Hochzeit seiner Schwester nach Cagliari. Wir hatten also den gleichen Weg. So brachen wir dann am nächsten Morgen gemeinsam auf um unsere Fahrt vort zusätzen.
Mittags machten wir dann gemeinsam Rast in einer Kneipe an der Straße. Im Garten stand ein Zitronenbaum.
Marco pflügte ungefragt ein paar von den Zitronen.
Der Besitzer hatte es natürlich bemerkt und es gab einen riesigen Ärger. Ich war nur froh das die beiden sich wegen den Zitronen sich nicht an die Gurgel gingen.
Verstanden habe ich kein Wort. Wir fuhren dann bis zum späten Nachmittag weiter.Es war sehr heiß geworden.
Nun überlegten wir ob wir nicht noch über die alte SS125 durch die Berge Richtung Cagliari fahren sollten.
Der Plan stand und wir fuhren weiter. Die Hitze wurde langsam unerträglich und der Anstieg immer steiler.
Es kam wie es kommen musste. Marco machte schlapp und wir musten anhalten. Wir hatten nichts mehr zu Trinken und kein Schatten in Sicht. Nun kamen die geklauten Zitronen zum Einsatz. Es wurde brüderlich geteilt und nach einer Stunde Pause ging es weiter.
Nach nur ca.500m waren wir oben angekommen. (Hätte wir das gewusst ) Es begann eine super Abfahrt.
Marco fur mit einer Hand am Lenker.Mit der anderen machte er ein Video das er natürlich auch noch sprachlich kommentierte. Und das alles bei 50 kmh.
Unten angekommen ging es sofort in die nächste Kneipe, um Flüssigkeit in Form von Bier nach zu tanken. Wir hatten sofort einen kleben. Mitlerweile war es dunkel geworden und wir fuhren zu einem nahe gelegenen Campingplatz. Schnell die Zelte aufgebaut und geduscht und dann ab in das nächte Lokal zum Essen.
Zurück am Campingplatz, waren wir sofort eingeschlafen. Am andern Morgen fuhren wir dann gemeinsam auf der SP17.richtung Cagliari. Dort angekommen trennten sich dann unsere Wege. Marco muste zur Hochzeit und ich muste weiter meine Insel umrunden. Vergangenes Jahr habe ich ein Haus auf Sardinien gekauft. Bei der Besichtigung der näheren Umgebung stellte ich fest das dieses nur ca. 2km von dem Campingplatz entfernt liegt wo ich damals mit Marco genächtigt hatte.
Zufall?
Das Lokal wo wir Essen waren ist heute unser Stammlokal (Clipper)
Wenn ich mit meiner Frau einen Kaffee in der Kneipe unten am Berg trinken gehe, muss ich oftmals an den verrückten Italiener denken.
Wenn mann sich versteht,muss mann nicht die gleiche Sprache sprechen.
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sonja
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Re: Geschichten von der Insel

Beitrag von sonja »

Diese Geschichte hatte ich im alten Forum schon mal unter "Witze" gepostet. Wer sie also schon kennt, muss sie nicht lesen. Aber eigentlich ist es kein Witz, sondern tatsächlich genau so passiert:


Anno 2015, irgendwo an der Costa Rei.

Wir (4 Erwachsene, 1 Kind, 4 Jahre alt) gehen abends essen. Mein Sohn, der auch der Vater des oben angegebenen Kindes ist, war genervt. Kind vor Hunger quengelig, Ehefrau den ganzen Tag schon maulig, jedenfalls Stimmung nicht ganz so toll.

Wir 4 Erwachsenen bestellen Pizza, Kind will Spaghetti bolognese. Wir bitten darum, dass das Kind schnell was bekommt, weil hungrig und quengelig.

Die Bedienung kommt, bringt dem Kind als erstem ein Pizza bolognese. Geschrei bei der Vierjährigen, Vater rollt die Augen, Mutter muss eine rauchen gehen, Stimmung wird nicht besser, Bedienung entschwindet mit dem falschen Gericht.

Natürlich kommt jetzt unsere Pizza schneller als das Essen des Kindes. Vater wird nervös, Mutter lässt Pizza erstmal stehen und geht wieder eine rauchen.

Endlich kommen auch die Spaghetti, die Stimmung bessert sich ein bisschen. Sohn (Vater der Vierjährigen) ist aber immer noch gereizt, vielleicht auch, weil er leichtsinnigerweise versprochen hat, an diesem Abend die Rechnung zu übernehmen.

Er zahlt und draußen im Auto mault er angefressen: „Bin ja gespannt, ob die die falsche Pizza mit berechnet haben!“

Er studiert die Rechnung und blökt los, offensichtlich haben sie mitberechnet. Er tobt und spuckt Gift und Galle und brüllt: „Auch noch die allerteuerste Pizza haben sie zusätzlich berechnet!“

Er reicht mir wutschnaubend den Kassenbon rüber und ich lese und kriege einen Lachkrampf:


Coperto 10 Euro

Tonno e cipolle 7 Euro

Marinara 7,5o Euro

Spinaci 7 Euro

Diavolo 7 Euro

Pasta 5 Euro
Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen. Genau so ist es übrigens, wenn man doof ist...
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sonja
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Re: Geschichten von der Insel

Beitrag von sonja »

Heute ist mir beim Durchblättern alter Fotoalben noch eine uralte GEeschichte eingefallen, die mich damals sehr berührt hat:

Es war das Jahr 1983, mein erster Sardinienurlaub mit Mann und drei kleinen Kindern. Costa Rei - nach vielen Tagen am Strand wollten wir mal ein bisschen ins Landesinnere. Dort sollte irgendwo ein relativ gut erhaltener Nuraghe stehen, der vor allem meine beiden älteren Söhne (die Tochter war erst 2) sehr interessierte.

Wir fuhren los an einem etwas bedeckten Tag, an dem es nicht ganz so heiß war. Damals gabs noch keine Navis und wir haben uns ungeheuer verfahren, die Straßen wurden immer enger und unbefestigter. Wir hatten komplett die Orientierung verloren, mal gings etwas bergauf, dann wieder bergab, mir wurde schon mulmig. Die Kinder wollten gerade knatschig werden , da entdeckten wir eine eingezäunte Weide mit 2 kleinen Ziegen und einem Schaf.
Gleich stieg bei den Kindern wieder die Laune, raus aus dem Auto, Tiere begucken, da hören wir eine Stimme. Als wir uns in die Richtung umwendeten, entdeckten wir eine kleine Holzhütte, vielleicht etwas größer als eine Gartenlaube. Dort stand ein alter Mann, der uns freundlich, aber für uns unverständlich ansprach. Das einzige was ich raushörte, war "acqua". Er zeigte auf die Kinder.
Tatsächlich hatten wir nichts dabei (oder es war schon leer, ich weiß das nicht mehr so genau). Ich nickte und bedankte mich, da kam aus der Hütte eine alte Frau mit einem Krug und Bechern und schenkte uns ein.
Mit Händen und Füßen erzählten wir, dann erzählten sie und ich verstand mit meinem noch recht rudimentären Italienisch zumindest soviel, dass sie dort tatsächlich wohnten, das war ihr Haus, nicht etwa die Gartenlaube bei ihrem orto.
Nach ein paar Minuten - die Kinder bestaunten noch immer die Tiere - bemerkten wir, dass sie eine Holzbank zu dem Tisch schleppten, der vor der Hütte stand und noch einen klapprigen Stuhl. Ehe wir uns versahen, standen 7 Teller auf dem Tisch und sie bedeuteten uns, dass wir uns setzen sollten und mit ihnen essen.
Wir versuchten freundlich und höflich abzulehnen, aber keine Chance. Die Frau kam mit einem Riesentopf aus der Hütte, es war so eine Art Ratatouille, Zucchini, Tomaten, Auberginen, Zwiebeln, ein köstlicher Eintopf und Brot dazu.
O Gott, dachte ich, Gemüseeintopf! (Ich liebe ihn, aber meine Kinder rümpften zu Hause immer die Nase)
Ich traute meinen Augen nicht. Sie löffelten mit großem Appetit und sehr zur Freude der alten Frau munter den Eintopf in sich rein. Er war aber auch wirklich köstlich. Dann kam noch Rotwein auf den Tisch und Mirto aus eigener Produktion - unglaublich.
Als wir weiter wollten, bedankten wir uns überschwänglich und fragten behutsam, ob wir ihnen das Essen und Trinken ein bisschen entlohnen dürften. Erst lehnten sie vorsichtig ab, aber wir hatten den Eindruck, dass sie nicht so ganz abgeneigt waren.
Wir machten ihnen klar, dass wir sonst im Restaurant gegessen hätten, aber sicher nicht so lecker und so idyllisch gesessen wären wir sicher auch nicht. Da nickten sie und nahmen gerne die Lire an. Es war etwa so viel wie heute 20 Euro würde ich schätzen.
Die alte Frau fing zu weinen an, nahm beide Hände meines Mannes und anschließend von mir, starrte immer wieder ungläubig auf die Scheine und hat noch irgendwas von Jesus und der Madonna gemurmelt. Ich hatte den Eindruck, dass sie noch nie so viel Geld auf einen Haufen in der Hand hatte.
Sie erklärten uns den Rückweg und winkten so lange hinter uns her, bis das Auto um die Kurve verschwunden war.

Noch lange wirkte dieses Erlebnis bei uns nach, weil wir, vor allem aber auch die Kinder nicht fassen konnten, wie einfach und bescheiden, dabei aber zufrieden diese Leute gelebt haben.
Den Nuraghen haben wir nicht mehr besucht, aber wir hatten einen wundervollen Tag erlebt!
Zuletzt geändert von sonja am 23.08.2019, 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Geschichten von der Insel

Beitrag von strega »

schade dass frau nur einmal danke sagen anklicken kann, dann weigert sich das System.....

auf jeden Fall: tausend Dank, gefällt mir!
Giro
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Re: Geschichten von der Insel

Beitrag von Giro »

Zum Thema Flughafen Olbia habe ich noch eine nette Geschichte.
Die 19 jährige Tochter eines Kollegen fliegt das erstmal alleine in Urlaub mit einer Freundin.
Sie finden ein günstiges Hotel auf Sardinien.
Laut Beschreibung ca. 15 km vom Flughafen
Ein Flug auf die Insel wird extra gebucht.
Auf der Insel angekommen, direkt zum Taxistand und Adresse des Hotels angegeben.
Der Taxifahrer gab an das die Fahrt ca. 350 Euro kostet.
Die beiden Mädels waren total geschockt und gaben an, das kann nicht sein.
Das Hotel wäre nur 15 km entfernt.
Darauf der Taxifahrer, ja vom Flughafen Cagliari, aber man wäre hier auf der anderen Seite der Insel in Olbia.
Die beiden mußten dann eine 5 Stunde Reise mit Bus und Bahn zu ihrem Hotel antreten.
So bekommt man auch was von der Insel zusehen.
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Re: Geschichten von der Insel

Beitrag von CiaoSardegna »

Immerhin wissen diese Mädels jetzt, wie groß Sardinien wirklich ist! Ich höre jedes Jahr von Leuten, die sich wundern, dass es so viele Flughäfen auf so einer italienischen Insel gibt. Wenn man sich allerdings mal die Europa-Karte anschauen würde, wüßte man, dass "15 km vom Flughafen auf Mallorca" eine eindeutige Aussage ist, selbiges aber nicht gilt für z. B. Sardinien, Sizilien, Korsika, Kreta ... :mrgreen:
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Re: Geschichten von der Insel

Beitrag von Luna sarda »

Beim Stöbern habe ich gestern ein Foto von unserem Urlaub auf der Insel im Jahr 2001 gefunden, und dazu gibt es eine nette Geschichte.
Beim Wandern (keine Ahnung mehr, wo das war) kamen wir auch an einer Schafweide vorbei, wo die Tiere verstreut zwischen den Büschen friedlich grasten. Aus Spaß versuchte ich, mit lautem 'mäh, mäh' ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Mein Mann glaubte nicht, dass mir das gelingen würde. Aber nach und nach kamen sie tatsächlich bis an den Rand der Weide, und hörten mir gebannt zu, als ich mit ihnen sprach - siehe Foto...
Es dauerte allerdings nicht lange, bis uns eine ältere Frau auf dem Weg entgegenkam, und sie drohte mir mit dem Finger und schimpfte offensichtlich - verstehen konnte ich sie nicht,; sie sprach wohl sardisch, aber es war eindeutig, dass wir die Schafe in Ruhe lassen und weitergehen sollten. Ich fand zwar nicht, dass ich den Tieren damit irgendwie geschadet hatte, es war eher amüsant, dass meine 'Ansprache' so gut angekommen war.
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L'abitudine è la più brutta delle malattie. Ti fa accettare di tutto, anche di non essere felice!
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stella
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Re: Geschichten von der Insel

Beitrag von stella »

Vielleicht dachte sie, du wolltest die Schafe "entführen" , so wie der Rattenfänger von Hammeln :) :mrgreen:
Das Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit. (Thomas Mann)
leerotor
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Re: Geschichten von der Insel

Beitrag von leerotor »

hallo
dass einem eine Horde schafe(ohne begleithunde) regelrecht hinterherläuft ist gar nicht mal so selten, denn menschen sind potentielle salzlieferanten, entweder vom Besitzer/ hirten oder die schweissgetränkten Klamotten von wandereren. das kann auch dazu führen, wenn Klamotten zum trocken aufgehängt werden ,dass diese ratz fatz einfach "verspeisst" werden und durchgekaut werden und dann(da unverdaulich) wieder ausgespukt werden.
das gilt nicht nur für schafe.
an der wochenbrunneralm im wilden kaiser haben eine ganze Kuhherde eine ganze leine im nu "entsorgt". 2 socken waren/blieben unauffindlich, die tshirts hatten ein intressantes lochdesign.

mfg felix
wenn alle so perfekt wären wie ich, wäre dass eine ganz fade welt
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