Die Müll-Legende

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Casa Sardegna
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Re: Die Müll-Legende

Beitrag von Casa Sardegna »

Ich will da mal eine Lanze für unsere Touristen brechen.

Wenn ich selbst es schon als regelmäßig auf Sardinien weilender Gast nicht schaffe, den Müll richtig zu trennen, geschweige denn, ihn dann noch zum richtigen Termin im richtigen Behälter auf die Straße zur Abholung zu stellen, wie soll ich es dann erst unseren Feriengästen vermitteln? Da hilft kein Plan und keine tolle Beschreibung in der Ferienwohnung. Das kapiert keiner in 2 Wochen, vor allem, wenn er keinen Nachteil dadurch hat, dass der Müll vor der Tür stehen bleibt. Das Problem hat der Vermieter, nicht der Tourist.

Das Sortiersystem ist kompliziert, anders, als von Deutschland gewohnt und somit gehen viele Feriengäste den Weg des geringsten Widerstands und lassen den Müll bei Abreise stehen bzw. werfen ihn ungetrennt in öffentliche Behälter. Ist in D übrigens auch nicht anders, wenn man mal die Müllmengen auf Rastplätzen an Landstraßen und Autobahnen anschaut.

Ich selbst fahre das Zeug lieber zur Isola ecologica (so heißt die Sammelstation in Tortolí, wo Samstag und Sonntag ein Aufpasser steht und mir den rechten Weg zum jeweiligen Container weist) bevor ich riskiere, dass man meinen Mülleimer ungeleert an der Straße stehen lässt, weil ich umido in den Restmüll geworfen habe. Wenn ich an der Isola ecologica außerhalb der Öffnungszeit vorbei komme, stapelt sich der Müll bereits vor dem Tor, weil eben auch andere Zeitgenossen offenbar zu dumm oder zu bequem sind, ihn "richtig" zu entsorgen. Damit meine ich Sarden und nicht Touristen.

Mit heutigen modernen Methoden der Müllsortierung ist es möglich, die meisten Fraktionen sortenrein zu trennen, selbst wenn sie gemischt gesammelt wurden. Von daher empfinde ich die penible Sortierungspflicht auf Sardinien eher als Schikane denn als notwendig.
Tanti Saluti

Maria Pia und Michael
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Laura
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Re: Die Müll-Legende

Beitrag von Laura »

Ich finde die Trennung auf Sardinien eher sinnvoll, als dieses unsägliche deutsche Verpackungsmüll System in Berlin. Papier und Glas wieder hier wie da separat getrennt. Aber in Deutschland kenne ich fast niemanden, dem bewusst ist, das der alu Deckel vom Jogurtbecher vollständig abgezogen werden muss und auch nicht in den Becher gestopft werden darf. Wenn nicht, ist beides nicht mehr wiederverwendbar und wird als Restmüll verbrannt... Und noch ganz viele andere Gründe, weshalb die deutschen Sortieranlagen viele Verpackungen nicht der richtigen Kategorie zuordnen können. Über Müllexporte müssen wir nicht sprechen, wieder so ein Erste Welt Irrsinn, der andere Länder nicht mehr lebenswert macht und man laut schreit, wenn die Menschen versuchen nach Europa bzw Nordamerika zu kommen. Sollen die doch in vermüllten Meeren ersaufen und wenn kein Meer dazwischen liegt bauen wir wieder Mauern.
So ein bisschen abgeschwifen (-ie- oder -i- / -f- oder -ff- keine Ahnung), bei uns bietet die Gemeinde Touristenpack für die Mülltrennung an, da kann man entsprechende Mülltüten kaufen, die dann auch mit eingesammelt werden, auch wenn es keine jährlichen Zahlungen für's porta a porta gibt.
Salamaghe
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Re: Die Müll-Legende

Beitrag von Salamaghe »

Ich kann einfach nicht nachvollziehen was an der Mülltrennung hier so schwer ist.
In den Müllkalendern wird alles erklärt, auch geben die Deponien Listen raus wo was hin kommt. Zumindest bekam man diese, wenn der Müll angemeldet wurde.
In Budoni wird 2 mal die Woche Plastik, 2mal Restmüll, im Sommer jeden Tag Umindo, sonst alle 2 Tage und jeweils 1mal die Woche Glas und Papier. Gut, das ist nicht in allen Comunen so gut geregelt.
Wenn man sich damit ei wenig befasst, dann klappt es.
Bei uns wird darauf hingewiesen oder das was falsch ist herausgenommen. Mehr geht nicht.
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sonja
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Re: Die Müll-Legende

Beitrag von sonja »

Geht mir genauso!
Ich wohne in San Giovanni (gehört zu Posada), alles total easy und zuverlässig mit dem Müll.
Ich frag mich auch, wer da Bedarf hat, den Müll wild zu entsorgen. Gibt es eine Müllabfuhrpflicht für Eigentümer?
Falls ja, ist mir das Ganze erst recht schleierhaft, oder gibt es evtl. Schattenexistenzen, die nirgends gemeldet sind?
Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen. Genau so ist es übrigens, wenn man doof ist...
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Su Corvu
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Re: Die Müll-Legende

Beitrag von Su Corvu »

Sonja,
so ist es!
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Re: Die Müll-Legende

Beitrag von Luna sarda »

Auch bei uns - in den Kommunen des Sarrabus - funktioniert die Müllabfuhr bestens, schon vom ersten Tag der Abholung! Die Trennung ist gut erklärt, und als anfangs mal etwas nicht passte, wurde ein Zettel angebracht, was nicht richtig eingefüllt war. Seither gab es nie mehr Probleme.
In den Sommermonaten wird Plastik und Umido mehrmals pro Woche abgeholt.
L'abitudine è la più brutta delle malattie. Ti fa accettare di tutto, anche di non essere felice!
Irina
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Re: Die Müll-Legende

Beitrag von Irina »

Jetzt möchte auch ich aus nicht allzu ferner Vergangenheit berichten..

Wir haben ein Haus in Posada, welches wir mit unserem sardischen Onkel teilen. Er vermietet die untere Wohnung in Sommermonaten an Touristen. Dort hat mal im August eine sechsköpfige Familie aus Napoli gewohnt. Was soll ich sagen? Trotz ausführlichen Erklärungen, Müllkalender, bereitgestellten Mülleimer (je nach Abfallsorte), Mülltüten in diversen Größen und Farben, etc., wurde der Müll einfach ungetrennt in den größten Müllsack gesteckt und in unseren Garten geworfen... :cry: Und das bei 40 Grad im Schatten. Da unser Sohn ständig im Garten gespielt hat, habe ich mir Sorgen gemacht und kurzer Hand die Säcke eingesammelt und denen vor der Eingangstür gestellt. Natürlich auch zusätzlich den Onkel angerufen. Geholfen hat alles nichts! Am nächsten Abend habe ich von der oberen Terrasse beobachtet wie die Leute (geheim, im Dunkeln) mir Alu-Dosen in bereits ausgestellten Umido-Eimer reingeworfen haben... Ich habe gefragt was das soll - Null Reaktion!
Ich muss sagen, dass von Anfang an weder wir, noch unsere Freunde und Bekannte, welche bei uns ständig zu Besuch sind, jemals Schwierigkeiten mit der Mülltrennung/Entsorgung hatten. Was auf italienisch nicht verstanden wird, wird nochmal nachgefragt und gut ist. Es ist, meiner Meinung nach, oft die Sache des Willens und eigenes Gefühls für unmittelbare Umgebung und die Umwelt, was uns bewegt so oder andersrum zu handeln.

P.S. Zum Schluss wurde ich auf einer Internetseite als "Signora cattiva" beschimpft... Die Mülldeponie "Isola ecologica" di Posada ist nur zwei Minuten vom Haus entfernt.

LG Irina
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Hans1
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Re: Die Müll-Legende

Beitrag von Hans1 »

Irina hat geschrieben: 19.07.2019, 18:12 Jetzt möchte auch ich aus nicht allzu ferner Vergangenheit berichten..

Wir haben ein Haus in Posada, welches wir mit unserem sardischen Onkel teilen. Er vermietet die untere Wohnung in Sommermonaten an Touristen. Dort hat mal im August eine sechsköpfige Familie aus Napoli gewohnt. Was soll ich sagen? Trotz ausführlichen Erklärungen, Müllkalender, bereitgestellten Mülleimer (je nach Abfallsorte), Mülltüten in diversen Größen und Farben, etc., wurde der Müll einfach ungetrennt in den größten Müllsack gesteckt und in unseren Garten geworfen... :cry: Und das bei 40 Grad im Schatten. Da unser Sohn ständig im Garten gespielt hat, habe ich mir Sorgen gemacht und kurzer Hand die Säcke eingesammelt und denen vor der Eingangstür gestellt. Natürlich auch zusätzlich den Onkel angerufen. Geholfen hat alles nichts! Am nächsten Abend habe ich von der oberen Terrasse beobachtet wie die Leute (geheim, im Dunkeln) mir Alu-Dosen in bereits ausgestellten Umido-Eimer reingeworfen haben... Ich habe gefragt was das soll - Null Reaktion!
Ich muss sagen, dass von Anfang an weder wir, noch unsere Freunde und Bekannte, welche bei uns ständig zu Besuch sind, jemals Schwierigkeiten mit der Mülltrennung/Entsorgung hatten. Was auf italienisch nicht verstanden wird, wird nochmal nachgefragt und gut ist. Es ist, meiner Meinung nach, oft die Sache des Willens und eigenes Gefühls für unmittelbare Umgebung und die Umwelt, was uns bewegt so oder andersrum zu handeln.

P.S. Zum Schluss wurde ich auf einer Internetseite als "Signora cattiva" beschimpft... Die Mülldeponie "Isola ecologica" di Posada ist nur zwei Minuten vom Haus entfernt.

LG Irina
Tja Irina, wo Kein Wille ist, ist kein Weg.
Wir hatten in 2 Jahren 1x die Benachrichtigung " non conforma " auf einer der Tonnen. Daraus haben wir gelernt und seither passt alles, auch mit der Sperrmüll Abholung.
Sadali :o
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Re: Die Müll-Legende

Beitrag von futurestyling »

Solche Schw.... gibt es leider immer wieder und überall.Auch die Nationalität spielt dabei keine Rolle!Da können dir Vermieter ein Liedchen singen!
LG,Helmut
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Karin
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Re: Die Müll-Legende

Beitrag von Karin »

Ich habe gerade Spaß. :lol:
Es wird soooo viel über die im Vergleich zu unseren Gewohnheiten komplizierte Mülltrennung auf Sardinien diskutiert - und heute gibt's in der Süddeutschen ein "Abfall-ABC" für München, das es genauso in sich hat:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/mu ... -1.4532496
Der Unterschied mag wohl nur darin liegen, dass bei uns bei der Abholung nicht so akribisch kontrolliert wird und es für fragliche Stoffe genügend Abgabestellen gibt.

Eine Frage hätte ich jetzt noch zu dem Umido auf Sardinien, der in speziellen kompostierbaren Plastiktüten abgeholt wird. Was passiert danach mit diesen Tüten? Werden sie irgendwo manuell entleert? Denn dieses Argument aus dem Artikel ist sehr überzeugend:

Kompostierbares Plastik
Muss in den Restmüll, weil es trotz seines Namens nicht kompostiert werden kann. In der Theorie wäre das zwar möglich, aber das sogenannte Bioplastik braucht in den Anlagen viel mehr Zeit, um zu verrotten, als gewöhnlicher Bioabfall - und diese Zeit haben die Betreiber der Anlagen nicht.


Und nun? Was wird mit den vielen, vielen gefüllten kleinen Umido-Tüten gemacht?

LG, Karin
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