Illegale Bauten auf Sardinien

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Su Corvu
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Illegale Bauten auf Sardinien

Beitrag von Su Corvu »

Rekord an Schwarzbauten auf der Insel: 2018 wurden nach einer landesweiten Erhebung des "Corriere della Sera" 2.538 illegal erbaute Häuser gezählt, für die eine gerichtliche Abrissverfügung erlassen wurde. Tatsächlich abgerissen wurden davon aber nur 491, also weniger als 20 %.
Die reale Zahl der statistisch nicht erfassten Schwarzbauten dürfte weitaus höher liegen. Warum die zuständigen Kommunen nicht handeln, ist unverständlich, denn der PPR (das regionale Landschaftsschutzgesetz) schreibt den Abriss zwingend vor - auf Kosten des Erbauers!
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Re: Illegale Bauten auf Sardinien

Beitrag von eckart »

Auf Sizilien sind ja Menschen in Ihrem illegal erbauten Haus (wohl seit 10 Jahren) bei den jetzigen Unwettern ertrunken. Es würde also doch Sinn ergeben das Recht durchzusetzen.
Schmiergelder?
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Re: Illegale Bauten auf Sardinien

Beitrag von Su Corvu »

Ob Schmiergelder fließen oder eine Hand die andere wäscht, weiß ich nicht. Tatsache ist aber, dass illegale Häuser durchaus eine Baugenehmigung erhalten haben können. Der frühere Ermittungsrichter am Gericht in Tempio, Domenico Fiordalisi, hat in der Gallura über 500 illegal erbaute Villen identifiziert, deren Bau von den Kommunen offiziell genehmigt worden war. Fiordalisi wollte alle diese Häuser abreißen lassen und in einem 2. Schritt gegen die Verantwortlichen in den Bauämtern der Gemeinden vorgehen. Was nach seiner Versetzung an das Berufungsgericht in Rom aus dem Projekt geworden ist, ist nicht bekannt ;)
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Re: Illegale Bauten auf Sardinien

Beitrag von franzm »

wenn es von den Kommunen -falsche- Baugenehmigungen gab, ist das natürlich echt problematisch, abreißen zu lassen. Wo ist da die Rechtssicherheit für den Bauherr? Falls diese Gutgläubig waren. Aber klar, den Beamten müsste man auf die Finger klopfen (mindestens)
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Re: Illegale Bauten auf Sardinien

Beitrag von eckart »

Das sehe ich auch so. Der Bauherr hat ja dann eine Baugenehmigung erhalten. Also Illegal finde ich dies dann nicht. Es sei, er wusste dass er mit der Gemeinde zusammen da Mist baut :o
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Re: Illegale Bauten auf Sardinien

Beitrag von Su Corvu »

Ich sehe das ganz anders. "Rechtssicherheit" für Personen, die von Anfang an vorhaben gegen Recht zu verstoßen?
Bausünden geschehen nicht aus Versehen, jeder Architekt/Geometer kennt das Bau- u. Landschaftsschutzrecht, und muss den Bauherrn auf die Bestimmungen hinweisen. Aber hier wird oft nach dem Grundsatz gehandelt, "es wird schon nicht auffallen". Und das ist leider oft auch so, und die Schuld liegt i.d.R. bei den Kommunen. Vor Baubeginn wird nicht geprüft, ob die erforderlichen Voraussetzungen vorliegen (in landwirtschaftlichen Zonen insbesondere: Grundstücksgröße, Vereinbarkeit mit dem "Piano Urbanistico", den jede Kommune erstellen musste, aber oft nicht hat, Nutzung des Hauses durch den Bauherrn selbst, von der Kommune anerkanntes Projekt zur Verbesserung der Landwirtschaft ...). Weiter: der Architekt reicht einen genehmigungsfähigen Bauantrag ein, aber die Bauausführung läuft dann ganz anders. Das Bauamt der Kommune müsste nach Fertigstellung des Hauses dieses abnehmen, das geschieht aber fast nie. Also fallen die Abweichungen nicht auf, sondern eher zufällig, wenn der Forestale etwas bemerkt.
Und dann gehen natürlich alle "Schwarzbauer" davon aus, dass eine eventuelle Blockierung des Baus nach einigen Jahren "geheilt" ist und das Haus legalisiert wird. Bestimmte Architekten mit guten Beziehungen zur Kommune finden da immer eine Lösung - gegen viel Geld.
Und der gesellschaftliche Schaden der illegalen Bauten ist nicht unbeträchtlicht: Zersiedelung der Landschaft, statt Instandsetzung bestehender Häuser (z.B. der vielen zerfallenden Stazzi), Verschandelung der Landschaft durch Bauruinen.
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Re: Illegale Bauten auf Sardinien

Beitrag von eckart »

Günther, Dein Beschriebenes zählte ich zu meiner Ausführung: Es sei, er wusste dass er mit der Gemeinde zusammen da Mist baut

Aber ich stelle mir die Frage: muss ich jetzt alle Vorschriften selbst kennen oder reicht es wenn der Architekt, den ich beauftrage, dies Wissen hat und muss dieser nicht dann den Schaden regulieren. Am Land und Betreff Bauherr :?:
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Re: Illegale Bauten auf Sardinien

Beitrag von Karin »

Eckart, ich glaube, dass deine Sichtweise zu kurz greift. Wenn ein Haus illegal gebaut wurde, dann ist und bleibt es illegal - unabhängig davon, ob der Bauherr darüber getäuscht wurde. Es ist dabei auch egal, ob die Täuschung vom Architekten/Geometer oder von den lokalen Behörden ausging, indem z. B. eine gesetzlich gar nicht erlaubte Baugenehmigung vorliegt. Ebenso egal dürfte es sein, ob es sich bei der Täuschung um Vorsatz oder evtl. Unwissenheit des dafür Verantwortlichen handelt.

Die zweite Frage ist natürlich, wer den Schaden am Ende tatsächlich trägt. Ich stelle es mir für einen Bauherrn oder Käufer sehr schwer vor, das in Italien juristisch auszufechten mit dem Ziel, bei einem Abriss vom Verursacher der Täuschung (sofern er denn überhaupt eindeutig ausgemacht werden kann) eine angemessene Entschädigung zu erhalten.

Daraus ergibt sich die Frage, wie man sich als Bauherr oder Käufer vor einem solchen Fehlgriff schützen kann. Indem man vorher schon einen Anwalt für Baurecht hinzuzieht, der das Grundstück und den (geplanten) Bau auf Vereinbarkeit mit dem Landschaftsschutzgesetz überprüft? Oder gibt es so etwas wie eine übergeordnete amtliche Stelle, die die erlaubten Nutzungsmöglichkeiten für alle Regionen kartographiert hat, so dass sie für jeden einsehbar sind?
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Re: Illegale Bauten auf Sardinien

Beitrag von Su Corvu »

Karin,
diese Kartographie gibt es bereits, sie ist Bestandteil des PPR (Piano Paesaggistico Regionale) von 2006:
http://www.sardegnageoportale.it/index. ... 1&tb=14401

Hier kann jedermann prüfen, ob und wo auf einem Terrain gebaut werden darf. Die Grundstücksgröße ist im Kataster der Provinz erfasst, jeder kann dort einen Auszug erhalten. Das entsprechende Blatt mit Markierung der geplanten Position des Hauses ist dem Bauantrag beizufügen.
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Re: Illegale Bauten auf Sardinien

Beitrag von Karin »

Danke, Günther!
Die Seite ist so gut aufbereitet, dass sich zumindest heutzutage niemand mehr auf Unwissenheit beim Hausbau oder -kauf berufen kann. Gutgläubigkeit oder Vertrauensseligkeit schützen nirgends vor Strafe.
Schwieriger dagegen stelle ich es mir vor bei Bestandsimmobilien aus Zeiten vor dieser allgemeinen Zugänglichkeit konkreter Daten. Wenn damals gemauschelt wurde und es keine verlässliche Möglichkeit der Überprüfung für den Einzelnen gab, kann es für den Eigentümer heute wirklich zu bösen Überraschungen kommen.
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