"Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

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Su Corvu
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"Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

Beitrag von Su Corvu »

https://www.lanuovasardegna.it/nuoro/cr ... 1.39550000
Lula_Miniera_di_Sos_Enattos_d0.jpg
Lula_Miniera_di_Sos_Enattos_d0.jpg (110.53 KiB) 1564 mal betrachtet
Die ehemalige Metallmine Sos Enattos bei Lula im Monte Albo-Massiv ist nach Meinung eines interdiszipliären Forscherteams der ideale Standort für ein sog. Einstein-Teleskop zur Erforschung der kosmischen Gravitationswellen. Das Teleskop muss an einer abgelegenen, sehr stillen und erdbebensicheren Stätte installiert werden. Für diese EU-Projekt bewirbt sich außer Lula nur noch das belgische Limburg (La Nuova, 17.11.20).
Das Bergwerk wurde 1979 stillgelegt u. berherbergt heute ein Museum. Man erreicht Sos Enattos an der Srraße nach Lula von Nuoro oder Siniscola an einem Abzweig gegenüber der Wallfahrtskirche San Franccsco.

"Sos Enattos war seit der Römerzeit durch Gräben, Schächte und Stollen gekennzeichnet. Im Jahre 1940 wurde die Miniera di Sos Enattos gegründet, um aus 80 m Tiefe Bleiglanz und Zinkblende zu fördern, die hier in ein Quarzflöz eingebettet sind. Zuerst arbeitete man mit dem Aufzug des Förderturms, später entlang einer schraubenförmig verlaufenden Rampe, vergleichbar einer Wendeltreppe, mit Dieselfahrzeugen. Der Aufzug im Pozzo Rolandi, dem großen Förderturm der Mine, transportiert heute Besucher hinunter, die in gepolsterten Loren durch die publikumsgerecht ausgebauten Schächte unter Tage fahren" (Wikipedia)
Zuletzt geändert von Su Corvu am 21.06.2021, 20:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Casa Sardegna
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Re: "Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

Beitrag von Casa Sardegna »

Sardinien scheint sich als Standort für Radioteleskope offenbar anzubieten, über und unter der Erde.

Wobei das Einstein-Teleskop ein komplett anderes Prinzip verfolgt, als die bekannten Radioteleskope und unter der Erde gebaut wird. Man benötigt dazu drei lange (je 10 km Strecke), im Dreieck angeordnete Tunnel, in denen Vakuumröhren verlegt sind und Laserstrahlen entlangjagen. Besonders geeignet sind Granitgebirge, die die Erschütterungen dämpfen. Vermutlich bietet die Mine hier entsprechend gute Voraussetzungen. Die oberirdischen Aufbauten sind eher klein und unspektakulär.

Seit 2014 gibt es an der Casa Cantoniera di Pranu Sanguni, sp 25 Località, in der Nähe von San Basilio (CA) bereits das drittgrößte Radioteleskop Europas, was durch seine Größe und seinen Standort auf dem Hochplateau wirklich beeindruckt. Wir sind im Herbst daran vorbeigefahren, Besichtigungen scheinen außerhalb Coronazeiten möglich.
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Tanti Saluti

Maria Pia und Michael
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Re: "Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

Beitrag von futurestyling »

Da hat doch Sardinien bei der Standortwahl schon gewonnen!
Wer von den Forschern will denn schon "Urlaub"in Belgien machen?
Ich glaube da könnte man eine 100% Wette abschließen.
LG,Helmut
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Su Corvu
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Re: "Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

Beitrag von Su Corvu »

Wunschdenken gepaart mit Inkompetenz

In jüngster Zeit geistern wieder Phantasien rund um das Einstein-Teleskop durch die Köpfe sardischer Politiker. Wie beim Bürgermeister von Lula im Mont'Albo, Mario Calia. Der "La Nuova" sagte er, das Projekt in der ehemaligen Bergbaumine Sos Enattos "bewirke eine Revolution u. sei in der Lage, die Gesellschaft und Ökonomie der gesamten Insel zu transformieren". Und der Bürgermeister von Nuoro, Andrea Soddu, behauptet, das Teleskop könne 30.000 Arbeitsplätze sichern u. Einnahmen von 6 bis 8 Milliarden garantieren (La Nuova, 25.2.22)

Siehe hierzu meinem Beitrag
viewtopic.php?f=26&t=1355&p=15979&hilit ... kop#p15979
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eckart
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Re: "Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

Beitrag von eckart »

Nun hat das mein Interesse geweckt.
Neben Sardinien bewirbt sich nicht Belgien alleine, sondern mit den Niederlanden und Deutschland für das Projekt.
Auf deren Seiten heißt es in Bezug zum Schaffen von Arbeitsplätzen:
Impuls für die Wirtschaft
Die Bau- und Betriebsphase des Einstein-Teleskops kann für gewaltige wirtschaftliche Impulse sorgen. Einer Analyse aus dem Jahr 2018 zufolge werden durch den Bau dieser Anlage voraussichtlich rund 500 direkte Arbeitsplätze sowie 1150 indirekte Vollzeitarbeitsplätze geschaffen. Hinzu kommt der Wert der entwickelten Fachkenntnisse und Fähigkeiten durch die beteiligten Unternehmen und die Entwicklung technischer Nebenprodukte. Ein wertvoller Impuls für die regionale und nationale Wirtschaft.

https://www.einsteintelescope.nl/de/gro ... ie-region/

Das habe ich gegengecheckt: https://www.unserac.de/rats-infos/vorla ... 26018.html
Dort kann man lesen (Stand Dezember 2021):
Für eine gemeinsame Bewerbung von Deutschland, Belgien und den Niederlanden bedarf es guter Vorbereitung. Deshalb arbeitet eine große Zahl von Partnern zusammen und untersucht die Eignung des Bodens, das Netzwerk von interessierten Unternehmen und Know-how-Partnern sowie den voraussichtlichen Ertrag des Einstein-Teleskops. Schließlich entscheiden die drei Länder auf Regierungsebene, ob sie sich als möglichen Standort bewerben.
Zahlreiche Einrichtungen und Organisationen sind daran beteiligt, aus den Niederlanden handelt es sich u.a. um folgende Einrichtungen: Brainport Eindhoven; LIOF (Wirtschaftsbank der Niederlande); Provinz Limburg; Ministerium für Wirtschaft und Klima; Universität Maastricht. Von belgischer Seite sind u.a. involviert: Universitäten Lüttich und Hasselt, Provinz Wallonie, WFG Ostbelgien, Flämisches Ministerium für Wirtschaft, aus Deutschland haben sich neben namhaften weiteren Einrichtungen folgende Institutionen der Initiative angeschlossen: Fraunhofer-Institut für Lasertechnik, Aachen; Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie, Aachen; RWTH Aachen; AGIT; NMWP; Zenit; Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.[1]

Alleine das Investment für diese Großforschungsanlage beträgt 1,9 Milliarden Euro, es entstehen 500 direkte sowie 1.150 indirekte Arbeitsplätze und für den Betrieb bis 2080 werden weitere zwei Milliarden Euro veranschlagt.


Und aus zwei Bewerbern werden drei.
Neben der 3-Länder-Kooperation Deutschland/ Niederlande/ Belgien arbeitet Sardinien (IT) und, seit kurzer Zeit, die deutsche Region Lausitz als eine der geeigneten Regionen in Europa, an der Vorbereitung einer Bewerbung für den Standort des Einstein Teleskops.

Aber bis 2025, dem Jahr, in dem man den Bau vergibt, fallen noch viele Sonnenstunden....
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Re: "Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

Beitrag von Su Corvu »

Der Bürgermeister von Nuoro sprach von 30.000 Arbeitsplätzen ...
das ist doch rein spekulativ!
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eckart
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Re: "Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

Beitrag von eckart »

Die drei Länderkooperationen geht ja von 500 direkten und 1150 indirekten Vollzeitarbeitsplätzen aus.
Daher vermute ich, da wurde beim Bürgermeister eine Null zu viel geschrieben, angedacht. Dann wäre es 3000 und das läge immer noch weit über den Annahmen der anderen.
So was so hinauszuposaunen kann dazu führen, dass man das Projekt an die anderen vergibt, weil glaubhafter.

Hoffen wir mal, der Bürgermeister gehört nicht dem Bewerberteam an und hat nur geträumt von seiner rasant sich entwickelnden Commune aufgrund des Baus des Einstein-Teleskop. ;)
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Carlo
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Re: "Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

Beitrag von Carlo »

Da heute wieder einmal das Project „Einstein Teleskop“ durch einige italienische Medien geistert und bei ansa.it erneut auf die theoretische Eignung Sardiniens (geringes seismisches Rauschen) als Standort hingewiesen wird, hier einige Links für wissenschaftlich Interessierte dazu:

https://www.ansa.it/sardegna/notizie/20 ... f941b.html

https://www.einstein-online.info/spotlight/gw150914/

https://www.aei.mpg.de/344884/einstein-telescope

Die immer wieder erwähnten 36.000 neuen Arbeitsplätze kann man nur glauben, wenn man die komplette wissenschaftliche und begleitende Infrastruktur dazu rechnet. Ob die jemand auf Sardinien schaffen will und kann, ist zumindest fraglich. Die gute Erreichbarkeit des Ortes ist für die wissenschaftlichen Mitarbeiter einer solchen Institution ein entscheidendes Kriterium. Fehlende ganzjährige internationale Flüge von und nach Sardinien, fehlende Seminar- und Kongressmöglichkeiten einschliesslich der notwendigen Unterkünfte - die nicht immer genutzt werden - sind weitere Handicaps. Die bisher genannten Alternativen in der Euregio-Maas-Rhein, der Lausitz und Ungarn haben da ganz schön was zu bieten.

Ich gönne der Insel sehr ein wissenschaftliches „Leuchtturmprojekt“, realistischerweise sollte es eine Nummer kleiner sein. Die geringe seismische Aktivität auf Sardinien ist eine notwendige aber nicht hinreichende Voraussetzung wie Wissenschaftler sagen. Es gibt da noch eine ganze Menge weiterer Voraussetzungen. Aber träumen darf man - und das ist ja auf Sardinien bekanntlich besonders schön.

Gruss Carlo
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Re: "Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

Beitrag von Su Corvu »

Bis jetzt ist übrigens nicht bekannt, ob die Region bzw. Italien überhaupt eine Bewerbung für den Standort Sardinien eingereicht hat. Man hört nur Absichtserklärungen.
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Carlo
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Re: "Einstein-Teleskop"-Projekt im Monte Albo

Beitrag von Carlo »

Die Bewerbungsfrist hat noch gar nicht begonnen, dazu müssen die potentiellen Bewerber erst noch geologische, hydrologische und andere Untersuchungen erarbeiten sowie für die oben erwähnten offenen Fragen einen Art „Businessplan“ aufstellen. Die wissenschaftlichen Aufgaben werden in Italien vom Istituto Nazionale di Fisica Nucleare (INFN) in Rom bearbeitet, das Institut hat einen guten Ruf. In der Regio-Maas-Rhein läuft seit 2021 die Probe-Installation ETpathfinder. Etwas Vergleichbares gibt es auf Sardinien bisher nicht.

Gruß Carlo
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