Mirto

George M
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Mirto

Beitrag von George M »

Wir haben in unserem Garten einen Mirtobusch, der für meine Begriffe schon etwas verwildert und verholzt scheint.
Da ich hierzu leider noch zu wenig weiß, würde ich mich über Ratschläge freuen.
Wie weit und zu welcher Jahreszeit verträgt die Pflanze ihren Rückschnitt? Kann man sie verträglich "auf den Stock setzen", um wieder für neuen Auftrieb zu sorgen?
Kennt jemand Rezepte bzw.. Empfehlungen für das Ansetzen von Likör oder sonstige Verarbeitungen?
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Casa Sardegna
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Re: Mirto

Beitrag von Casa Sardegna »

Ich frage mich mal schlau bei meinen Schwiegervater.

Viel falsch kannst du jedenfalls nicht machen, wenn Du Blätter und Stengel in Alkohol mit Honig oder Zucker einlegst Die Mirto-Pflanze ist recht robust.
Tanti Saluti

Maria Pia und Michael
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Su Corvu
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Re: Mirto

Beitrag von Su Corvu »

Casa Sardegna hat geschrieben: 14.08.2020, 23:29Viel falsch kannst du jedenfalls nicht machen, wenn Du Blätter und Stengel in Alkohol mit Honig oder Zucker einlegst
So einfach ist das nicht. Aus eingelegten "Blättern und Stengeln" entsteht allenfalls eine medizinische Lotion. Es gibt "roten" und "weißen" Mirto. Der rote (eigentlich ist er tiefviolett) Mirto wird aus den Beeren hergestellt, der weiße aus den weißen Blüten und Blättern des Myrten-Busches.

Der traditionelle rote Mirto wird (je nach Hausrezept) in etwa so produziert: Die reifen Beeren müssen von Hand gesammelt werden, um die Pflanze nicht zu beschädigen. Das wird im Januar u. Februar gemacht. Die Beeren werden zunächst gewaschen und getrocknet, und dann für mehrere Tage zusammen mit dem Alkohol und dem Zucker (oder Honig) in einem Behälter vermischt. Damit beginnt der Prozess der Mazeration. In einem dunklen Raum dauert dies zwischen einem u. zwei Monaten. Diese Maische wird anschließend mit Wasser verdünnt, durch pressen gefiltert und in Glasflaschen abgefüllt. Der Mirto ist also ein sogenannter "aufgesetzter" Likör, kein Destillat. Mirto ist um 2 Jahre haltbar. Getrunken wird er bei Raumtemperatur oder auch leicht gekühlt.

“Mirto di Sardegna” ist seit 1998 in der vom italienischen Landwirtschaftsministerium geführten Liste als "traditionelles landwirtschaftliches Produkt Sardiniens" (Prodotto tradizionale della Sardegna) als geschützte Herkunftsbezeichnung aufgenommen.

Näheres hier: https://www.lacucinaitaliana.it/news/tr ... roduzione/
Zuletzt geändert von Su Corvu am 15.08.2020, 11:34, insgesamt 4-mal geändert.
George M
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Re: Mirto

Beitrag von George M »

Vielen Dank für die Hinweise! Sollte es noch Erfahrungen zum Schnitt geben, wäre ich sehr dankbar.
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Su Corvu
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Re: Mirto

Beitrag von Su Corvu »

Auf unserem Grundstück haben wir gut 150 Myrtenbüsche. Wir beschneiden die nie. Einen eventuellen Baumschnitt würde ich im Winter machen, nicht im Herbst.
futurestyling
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Re: Mirto

Beitrag von futurestyling »

Danke Günther für die gute Beschreibung. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Obwohl die Sarden auch den filu e' ferru sehr schätzen ist der mirto Inbegriff für Sardinien geworden und jeder Sarde der einen ansetzt rühmt sich den Besten weit und breit zu haben!Jeder hat ja sein eigenes "Haus-bzw.Familienrezept"!
Habe schon etliche"Proben" durchstehen müssen und jeden natürlich loben,dabei sei aber Vorsicht und eine gute"Unterlage" angebracht,salute!
LG,Helmut
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Luna sarda
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Re: Mirto

Beitrag von Luna sarda »

Bei uns gibt es einige wilde, teils auch sehr verholzte, alte Mirtensträucher auf dem Grundstück, und haben zusätzlich etwa 20 Sträucher gekauft und gepflanzt (es gibt verschiedene Sorten). Wenn mir die gepflanzten zu gross werden oder lange Triebe machen, an denen keine Beeren sind, schneide ich die Büsche nach der Ernte zurück. Einmal hatte ich bei diesen eine Krankheit entdeckt; alles wurde schwarz, da habe ich sie komplett bis auf 20 cm Holz runtergeschnitten. Hat nicht geschadet - haben alle wieder ausgetrieben.
Die wilden Büsche habe ich bisher noch nie geschnitten! Diese haben übrigens meist kleinere Beeren (allerdings habe ich einen dabei, der relativ grosse, birnenförmige Beeren macht ).

Die reifen Beeren ernten wir Ende Dezember/ Anfang bis Mitte Januar und legen sie sofort in 95%Igen Alkohol ein, ohne sie zu trocknen - 2 bis 3 Monate. Dann wird normalerweise Zuckerwasser gekocht (ich nehme inzwischen einen guten sardischen Honig, den ich mit Wasser aber nur langsam köcheln lasse), und dieser Sirup (sciroppo) wird bei uns mit dem Saft der ausgequetschten Beeren und dem verbliebenen blau-rot gefärbten Alkohol im Verhältnis so gemischt, dass daraus ein Mirto mit etwa 30% entsteht. Dann fülle ich in schöne Flaschen ab und etikettiere sie - so habe ich immer ein schönes Mitbringsel - selbstgemacht hat immer einen höheren Stellenwert hier. Ich habe auch schon viel Lob bekommen, nicht nur höflichkeitshalber!
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Re: Mirto

Beitrag von George M »

Vielen Dank für Eure Antworten!
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Re: Mirto

Beitrag von Salamaghe »

Wir haben die erste Zeit die eingelegten Mirtobeeren mit einem Leinentuch gepresst, was eine ziemliche Arbeit ist, dann die Jahre mit einer Presse. Es gibt einen deutlichen Unterschied. Mir hat der gepresste Mirto durch das Tuch noch besser geschmeckt.
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Luna sarda
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Re: Mirto

Beitrag von Luna sarda »

Ja, ich mach das auch mit einem Leinentuch; allerdings kommt beim Pressen mit der Maschine (mechanisch/Kurbel) mehr raus. Beides ist eine mühsame Arbeit und auch ne ziemliche Sauerei. Aber für das Ergebnis lohnt es sich!
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