Olivenöl

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Luna sarda
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Olivenöl

Beitrag von Luna sarda »

Nachdem in einem anderen Thread über gepantschtes oder aromatisiertes Olivenöl gesprochen wurde, möchte ich hier meinen Wissensstand (und eigene Erfahrungswerte) einbringen.
Wenn Oliven und ganze Zitronen zusammen vermahlen werden, was nur ganz wenige Mühlen überhaupt machen (weil danach eine Komplettreinigung der gesamten Anlage erforderlich ist), entsteht ein hochwertiges Öl extra vergine mit einem aussergewöhnlichen Geschmack, der keinesfalls vergleichbar ist mit Olivenöl, das einfach mit Zitronensaft versetzt wird. Wie überall gibt es natürlich auch bei diesem Produkt unterschiedliche Qualitäten, auch solche, die ihren Preis nicht wert sind.
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Su Corvu
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Re: Olivenöl

Beitrag von Su Corvu »

"Verpanscht" habe ich geschrieben, weil es die Wortbedeutung von "vermischen" ist. Das muss nicht mit Wasser verdünnter Wein sein (Verfälschung), sondern, wie in diesem Fall, das Vermahlen zweier verschiedener natürlicher Produkte zu einem neuen. Das ist völlig o.k., nur ist das dann kein Olio di Oliva extra vergine mehr, sondern eine Olivenölwürze. Das machen wir auch mit anderen Gewürzen, wie Knoblauch, Peperoncini, Rosmarion etc. Nur sollte man dies dann nicht mehr als Olivenöl bezeichnen.
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Luna sarda
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Re: Olivenöl

Beitrag von Luna sarda »

Die genannten Gewürze werden aber erst dem 'fertigen' Olivenöl zugefügt - das ist doch nicht das Gleiche wie vor beschrieben!
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Su Corvu
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Re: Olivenöl

Beitrag von Su Corvu »

https://www.oliocarli.de/magazine/wisse ... olivenoels

"Die Qualität eines Olivenöls wird nicht nur von chemischen Parametern sondern auch von sinnlich wahrnehmbaren Merkmalen bestimmt. Das Olivenöl mit allen Sinnen entdecken!
Zur Qualitätsdefinition eines Olivenöls sind 2 Arten von Analysen notwendig. Die chemisch-physikalische, bei der die Natürlichkeit eines Olivenöls auf der Basis der Zusammensetzung untersucht wird (Glyceride, Fettsäuren, Sterine, Polyphenole…). Dabei ist besonders der Gehalt an freien Fettsäuren ausschlaggebend, dem Schlüsselparameter bei der Klassifizierung der Olivenöle (verschiedene Gruppen von nativen Olivenölen, raffinierten Olivenölen, Olivenölen). Die zweite Analyse zur Qualitätsbestimmung ist die sensorische Analyse, bei der das Öl unter dem Gesichtspunkt der sensorischen Merkmale getestet wird, d.h. Eigenschaften, die wir mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen: die Farbe (Sehsinn), der Duft (Geruchssinn), der Geschmack (Geschmackssinn)" (Auszug aus dem obigen Artikel)

Für alle Olivenölfreunde unter uns heißt dies, dass die sensorische Beurteilung dem subjektiven Empfinden überlassen ist. Es ist also wie beim Wein und Essen: Die Geschmäcker sind verschieden. Für diejenigen von uns, die selber Oliven ernten (wohl keine Handvoll), kommt eine chemische Analyse kaum in Frage u. ist auch nicht notwendig. Wir müssen darauf achten, dass in der Ölmühle nur die eigenen, manuell geernteten Oliven kalt (!) gepresst werden und nicht mit anderen zusammen. Dann können wir zu Recht behaupten, dass unser Öl "nativ", extra vergine ist. Und ein so hergestelltes Olivenöl ist seinen Preis wert, durchschnittlich kostet in Italien 1 Liter 13,95 €, die Preise gehen aber auch bis 50 € und mehr.

Wer noch mehr erfahren möchte, kann sich nahezu allumfassend in diesem Wikipedia-Artikel schlau machen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Oliven%C3%B6l

Da erfahren wir u,a,, dass es in Italien um 300 verschiedene Olivensorten gibt, die sardischen heißen
"Pizz’e Carroga" u. "Bosana".
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Luna sarda
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Re: Olivenöl

Beitrag von Luna sarda »

Wir haben unser eigenes Olivenöl bereits 3 x analysieren lassen, um zu wissen, welche Qualität wir erzeugen. Nur wer alle der gesetzlich dafür vorgeschriebenen Parameter einhält, kann von Olivenöl extra vergine reden. Die erste Analyse ergab bei uns 'nur' ein Öl, das an der Grenze von vergine und extra vergine lag. Bei den letzten beiden Analysen lagen wir etwa in der Mitte des Bereichs der Kategorie extra vergine.
Nur weil man seine Oliven in die Mühle bringt und "darauf achtet, dass nur die eigenen manuell gepflückten Oliven gepresst werden" kann man noch lange nicht behaupten, ein extra vergine Öl produziert zu haben, das den geforderten Kriterien dafür entspricht. Und wenn man handgepflückte Oliven nicht schnellstens zum Pressen bringt, erst recht nicht. Wenn ich dazu noch sehe, was manche da an Oliven anliefern, bin ich schon froh, wenn ich vor denen mit dem Pressen dran bin. Auch deswegen sind wir immer früh morgens in der Mühle.
Dass eigenes Olivenöl qualitativ und geschmacklich meist hochwertiger ist, als manches Öl im Supermarkt, versteht sich von selbst.
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Su Corvu
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Re: Olivenöl

Beitrag von Su Corvu »

Luna sarda hat geschrieben: 15.11.2020, 09:36Nur weil man seine Oliven in die Mühle bringt und "darauf achtet, dass nur die eigenen manuell gepflückten Oliven gepresst werden" kann man noch lange nicht behaupten, ein extra vergine Öl produziert zu haben, das den geforderten Kriterien dafür entspricht.
Luna Sarda, was sollen denn Deine Unterstellungen? Wir haben unser Öl zuletzt vor drei Jahren analysieren lassen, das muss man nicht immer wieder neu machen. Für das Öl zum eigenen Bedarf ist das völlig überflüssig. Und wir bringen die Oliven spätestens am nächsten Morgen in die Mühle nach Orosei.

Ich habe kein Interesse, hier das bereits aufgemachte Fass "wer macht das bessere Öl" zu füllen, das ist doch sinnlos. Und zu Deiner und der anderen Information: Es gibt nicht nur Extra Vergine und eine darunter liegende Qualität, sondern nach der EU-Klassifikation 8 Qualitätseinstufungen, die deklariert werden müssen, wenn das Produkt in den Handel gebracht wird.

Im übrigen versuche ich hier lediglich grundlegende Informationen für alle zu vermitteln, die nicht unbedingt Öl-Insider werden wollen u. müssen. Ein Insider bin ich auch nicht, ich habe mich in den Jahren nur so weit kundig gemacht wie nötig.
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Re: Olivenöl

Beitrag von Luna sarda »

Ich habe nichts unterstellt - geht das schon wieder los? Schon gar nicht, dass Dein Öl keine gute Qualität hat - davon gehe ich aus.
Man kann aber nicht einfach generell behaupten, es reicht schon, die Oliven selbst zur Mühle zu bringen und pressen zu lassen, um ein extra vergine zu haben...
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Re: Olivenöl

Beitrag von Tine »

wir haben im herbst unsere 5 -6 alten bäume ausgelichtet + einen frucht-, verjüngungs-und erneuerungsschnitt unterzogen. mal sehen, ob dann noch gießen + pferdeäppel früchte tragen? wieviel durchschnittlichen ertrag bringt denn so 1 baum?? und ab wieviel kilo wohnt sich der weg in die mühle?
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Re: Olivenöl

Beitrag von futurestyling »

Unsere Familie bezieht das Olivenöl schon über 60 Jahre von ein und demselben Bauernhof in Ligurien.
Durch die Kontakte meines Vaters entstand Freundschaft und Vertrauen.Wir haben für ihn auch jahrelang nach Tirol exportiert, zwar in kleinen,überschaubaren Mengen,aber für die Familie war es ein wichtiges Zubrot.
Ich beziehe noch immer meinen und den Verbrauch der Verwandtschaft fürs Jahr über von dort.
Nehme natürlich auch immer die eine oder andere Flasche aus Sardinien mit die ich neu"entdecke".
Gutes Olivenöl gibt es ja vielerorts und für mich ist immer nur das persönliche Geschmacksempfinden ausschlaggebend.
Das erwähnte Olivenöl mit zusätzlicher Zitronenpressung habe ich schon des öfteren probiert,mir sagte es nie besonders zu.Die Qualität konnte ich nicht beurteilen,dazu verstehe ich zu wenig,es hat mich aber,außer bei den teilweise horrenden Preisen,nie vom Hocker gehauen.
Ich glaube also wer "sein Olivenöl" gefunden hat der kann beruhigt dabei bleiben.Jeder hat ja seine Vorlieben,und so sollte auch sein.
LG,Helmut
Nachtrag:
Hätte fast noch was vergessen.Erhalte jährlich zur Weihnachtszeit von Angelo aus Calmasino(Südost-Ort am Gardasee)
3 Flaschen überaus bekömmliches, hochwertiges Olivenöl.Versuche schon seit langem ihm die Herkunft zu entlocken, vergeblich.Bekomme immer die selbe Antwort,"sono un regalo,e pasta"!
Zuletzt geändert von futurestyling am 16.11.2020, 08:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Olivenöl

Beitrag von Su Corvu »

Bei uns lag der Ertrag dieser Ernte bei im Schnitt 12 Liter von 100 Kg Oliven. Bei Freunden in der Gegend von Siniscola jedoch nur bei 7 Litern. Es hängt also sehr stark von der Lage ab. Insgesamt war auf Sardinien in dieser Saison der Ertrag bei nur 50% des üblichen, aber qualitativ überdurchschnittlich gut. Ich nehme an, dass die Ölmühlen auch kleinere Mengen pressen, wir haben unsere Ernte in 3 Fuhren von je ca. 33 Kilo nach Orosei gebracht.
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