Luna sarda hat geschrieben: ↑26.11.2018, 15:31
Mich verwundert und verstört zunehmend die Hetze von Italienern in den sozialen Medien gegen Brüssel, aber auch sehr oft gegen Deutschland. Das mit der erwähnten 'Gehirnwäsche' scheint wirklich zu funktionieren.' Auch Bekannte aus unserem sardischen Freundeskreis fallen mit solchen Beiträgen, die sie auf FB teilen, immer mehr auf.
Da leisten viele Italiener ihren Beitrag dazu, vermutlich, weil es ihnen aus den Medien entsprechend vermittelt wird.........
Haben gestern noch mit unseren sardischen Freunden, die gerade in D zu Besuch sind, darüber gesprochen, was sie vom "Reddito di Cittadinanza" halten. So richtig scheint an diese "Reddito di Cittadinanza" keiner zu glauben, aber es wäre natürlich schön, wenn es auf einmal von irgendwoher dafür Geld gäbe.
Auf den ersten Blick ist man kritisch, da klar ist, dass es nicht ohne weiteres bezahlbar ist und die Sorge besteht, dass der Staat dann berechtigt ist, dir Arbeit zuzuweisen (lavor(ett)i communali) und, wenn man diese ablehnt, die Zahlung zu streichen. Auf meinen Hinweis, dass es in Deutschland mit Hartz IV ähnliche Regelungen gibt, die den Menschen nicht immer gefallen, großes Erstaunen. Aber natürlich wäre es schön, wenn in Italien die ganzen arbeitslosen jungen Menschen somit Geld zur Verfügung hätten, was sie heute von den Eltern oder durch Gelegenheitsjobs erhalten.
Wie das Modell genau funktionieren soll , wurde den Menschen offenbar noch nicht erläutert oder durchdacht. Was passiert, wenn die arbeitslose Lehrerin aus der Lombardei einen Aushilfsjob als Lehrerin in Catania ablehnt oder der arbeitslose Jurist einen Job als Straßenkehrer, wenn gleichzeitig dafür andere Jobsuchende Schlange stehen. Und vor allem, wie das ganze verwaltungstechnisch staatsweit überhaupt organisiert werden soll, wenn es heute ein solches Verteilungssystem noch nicht gibt? Schulterzucken von unseren Freunden.
Dass der Apparat in Italien anschließend 90% des eingesammelten Geldes benötigt, um sich selbst zu verwalten...............geschenkt! Vermutlich schielen schon jetzt viele Italiener stattdessen auf neue posti sicuri auf Seiten der verteilenden Behörden, wenn es mal soweit kommt.
Auf meine Frage, aus welchen Quellen das Geld erwirtschaftet werden kann, was anschließend als "Reddito di Cittadinanza" verteilt werden soll, erntete ich weiteres Schulterzucken. Es wird auf "die da oben, also die Politik" gezeigt, als ob das politische System Italiens soviel Geld verschlingt, wie jetzt benötigt wird. Als ich unsere Freunde fragte, welchen Beitrag sie leisten müssen, kam nochmaliges Schulterzucken, vielleicht wird die IVA erneut erhöht, die Kommunalabgaben für Häuser steigen etc. oder die EU gibt Fördermittel.
Wenn dann Deutschland bzw. die EU als Spaßbremse herhält, wenn´s nicht klappt, ist das natürlich seitens der Politik einfacher zu vermitteln, als ihren Bürgern erklären zu müssen, dass sie dafür in Zukunft als Gegenfinanierung noch mehr Abgaben und Steuern zahlen müssen, als ohnehin schon.
Vor allem, wenn ich als Regierung nicht weiß, auf welchem Fundament ein nachhaltiges Wirtschaftswachtum Italiens zur Zeit entstehen soll.
Die Verbesserung des Bildungssystems, die Förderung von Start-ups und Unternehmensgründungen, statt diese tot zu bürokratisieren, die Lockerung von Kündigungen im staatlichen "Versorgungsapparat" und einiges mehr würden sicherlich Italien mehr nach vorne bringen, als monatlich Menschen zu alimientieren, statt für qualitativ hochwertige Beschäftigung zu sorgen.
So, genug des Frusts, aber wie immer sind nicht alle Dinge einfach und somit auch nicht einfach erklärbar.