Seite 2 von 11

Re: Italienische politische Verhältnisse

Verfasst: 28.09.2018, 10:45
von Karin
Jetzt zeigen sich deutliche Konsequenzen auch für das Zusammenspiel mit der EU:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 30540.html
Im Spiegel-Artikel von gestern wurden die möglichen Konsequenzen einer solchen populistischen Maßnahme aufgezeigt:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 30186.html
Wo soll das hinführen....? MIr macht das Angst.

Re: Italienische politische Verhältnisse

Verfasst: 28.09.2018, 11:42
von Su Corvu
Der zweite Spiegel-Artikel schildert zutreffend, in welchen Zwickmühlen die "gelb-grüne" Regierung steckt. Minister Tria hat inzwischen seinen Widerstand aufgegeben, 10 Milliarden sollen den "reditto cittadinanza" (Grundsicherung) finanzieren finanzieren, Sozialexperten gehen aber von einem jährlichen Bedarf von 16 Milliarden aus.
Salvini u. Di Maio feiern den Regierungsbeschluss als Errungenschaft "des Volkes" und versprechen, die Armut in Italien werde in 1 Jahr komplett beseitigt sein. Dies ist völlig utopisch!

Um aber kurzfristige politische "Erfolge" vorweisen zu können, werden Maßnahmen angekündigt, die nichts kosten, aber bei den Wählern der Koalition populär sind. Salvini postuliert: Ambulante Händler sollen bestraft, Flüchtlinge nicht mehr ins Land gelassen und die "Plätze" der Roma aufgelöst werden.

Re: Italienische politische Verhältnisse

Verfasst: 28.09.2018, 13:21
von eckart
Wenn die EU nicht aufpasst ist Griechenland zwar "gerettet" und der "neue" Patient heißt Italien...Eigentlich lernt das jedes Kind, was Taschengeld bekommt. Man kann nur so viel ausgeben wie man erhält 8-) Zumindest sollte dies die Grundregel sein

Re: Italienische politische Verhältnisse

Verfasst: 02.10.2018, 11:25
von Su Corvu
Ein Blick auf Deutschland: Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung neigen gut 30 % der Wahlberechtigten zu populistischen Positionen:

https://www.zeit.de/gesellschaft/2018-1 ... tionierung

Re: Italienische politische Verhältnisse

Verfasst: 09.10.2018, 17:13
von Su Corvu
Den Verfall der politischen Kultur in Italien kann man derzeit gut am Sprachgebrauch der populistischen Regierung ablesen: Die politischen Gegner werden als "Terroristen" abgestempelt, Juncker ist "besoffen" usw. Die EU sei am Ende und werde in wenigen Monaten nicht mehr existieren. Die liberalen Medien (u.a. die Espresso-Gruppe), droht Di Maio, würden "sterben".
Das ist ungeheuerlich u. Ausdruck der verzweifelten Lage der Regierung, die Sündenböcke braucht, um von ihren nicht eingelösten (einlösbaren) Wahlversprechen abzulenken. Mal sehen, ob bei den sardischen Regionalwahlen im nächsten Frühjahr einige Menschen aufwachen werden. Viel Hoffnung habe ich nicht, meine jüngeren Verwandten denken immer noch, dass sie dank des "Reddito cittadinanza" (Pseudo-Grundeinkommen für Alle) sich demnächst ein neues Auto leisten können.

Re: Italienische politische Verhältnisse

Verfasst: 09.10.2018, 17:38
von eumel
Auch ich war entsetzt, welche Lobeshymnen auf Salvini ich gehört habe. Ein guter Bekannter, Geometra und durchaus gebildet, hat uns letztes Jahr beschworen als Europäer zusammen zu stehen und erzählt uns dieses Jahr begeistert, was Salvini alles für Italien leistet. Es war, als sei er einer Gehirnwäsche unterzogen worden.
Ich frage mich, wie geht das bzw wie verzweifelt sucht man in Italien vielleicht nach einer endlich konsequenten und nicht korrupten Regierung?
PS: damit wäre in Deutschland vielleicht auch die Afd zu schlagen

Re: Italienische politische Verhältnisse

Verfasst: 23.11.2018, 14:15
von Su Corvu
Bis heute, fast 8 Monate nach den Parlamentswahlen, ist noch kein einziges Wahlversprechen der rechtspopulistischen Koalition umgesetzt. Vor allem in Süditalien konnte die 5-Sterne-Partei mit dem "Reddito di Cittadinanza" ("Bürgereinkommen", ist tatsächlich aber Sozialhilfe ähnlich Hartz 4) bei den Wählern punkten. Hier zur aktuellen Lage Auszüge aus einem interessanten Artidkel im "Corriere della Sera" von heute:

Di Maio verkündet, das "Bürgereinkommen" würde zeitnah umgesetzt, die Berechtigungsausweise seien bereits im Druck. Nach einer Studie des SVIMEZ-Instituts würden allein in den süditalienischen Regionen doppelt so viele Haushaltsmittel benötigt, wie von der Regierung für ganz Italien vorgesehen, nämlich um 10 Milliarden € jährlich. Und jetzt kommt es: Die Region Kampanien (Hauptstadt Neapel), in der sich der Wahlkreis von Di Maio befindet, würde mit 30 % der Gesamt-Finanzen unverhältnismäßig davon profitieren.

Re: Italienische politische Verhältnisse

Verfasst: 25.11.2018, 12:21
von Su Corvu
Premierminister Conte kehrte von den gestrigen "Verhandlungen" mit Juncker in Brüssel mit leeren Händen zurück. Juncker hatte Conte unmißverständlich klar gemacht, dass Sanktionen unvermeidbar sind, wenn Italien an der im Haushaltsplan für 2019 vorgesehenen Neuverschuldung von 2,4 % festhält (die Vorgängerregierung hatte 0,8 % versprochen). Conte hingegen verkauft die Gespräche in Brüssel als Erfolg, man befinde sich "im Dialog", werde aber von den 2,4 % keinen Millimeter abweichen.
Beim Spread* liegt Italien inzwischen hinter Griechenland, Portugal u. Spanien.


* Spread bezeichnet in Italien den Unterschied zwischen dem Zinssatz für 10-jährige deutsche und italienische Staatsanleihen.
Je höher der Spread ist, desto schlechter ist die wirtschaftliche Lage.

Re: Italienische politische Verhältnisse

Verfasst: 26.11.2018, 14:03
von Su Corvu
Luigi Di Maios Vater, Besitzer eines Baugeschäfts in Neapel, hat laut Medienberichten jahrelang Schwarzabeiter beschäftigt. Als ein Arbeiter einen Unfall hatte, hat Salvini Senior ihm verboten zu sagen, dass dieser in seinem Betrieb passiert ist.
Saubermann Di Maio hatte kürzlich die Firma seiner Familie noch als Vorbild für die italienische Wirtschaft gelobt: "Die Gegensätze zwischen Unternehmer und Mitarbeitern sind verschwunden, die Mitarbeiter sind auch Unternehmer u. der Unternehmer Mitarbeiter". Welch idyllisches Weltbild"!

Re: Italienische politische Verhältnisse

Verfasst: 26.11.2018, 15:31
von Luna sarda
Mich verwundert und verstört zunehmend die Hetze von Italienern in den sozialen Medien gegen Brüssel, aber auch sehr oft gegen Deutschland. Das mit der erwähnten 'Gehirnwäsche' scheint wirklich zu funktionieren.' Auch Bekannte aus unserem sardischen Freundeskreis fallen mit solchen Beiträgen, die sie auf FB teilen, immer mehr auf.
" Die Deutschen sollten sich nicht erdreisten , Italien zu schulmeistern oder zu maßregeln, sie sollten lieber erst die Schäden aus dem 2. Weltkrieg bezahlen, usw."
Teils echt übel und meist Kommentare, die auf Nichtwissen basieren.
Irgendwie wird dem Volk hier eingeredet, dass alle sich gegen Italien verschworen haben und nichts lieber wollen, als dass dieses Land 'untergeht'.