Medizinische Versorgung auf Sardinien

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Su Corvu
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Re: Medizinische Versorgung auf Sardinien

Beitrag von Su Corvu »

Glückwunsch, bei mir hat der Kampf rund 10 J. gedauert, wegen Nichtwissen des ASL-Personals! Und nach der Papier-Tessera kam dann recht schnell die Plastikkarte. Fazit: Wer sich in Italien gegen Bürokratie durchsetzen will, braucht einen langen Atem. SardInnen geben oft zu schnell auf, Widerspruch ist bei vielen nicht ausgeprägt.
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Su Corvu
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Re: Medizinische Versorgung auf Sardinien

Beitrag von Su Corvu »

Intensivtherapie für Covid-Patienten: "Gesundheitssystem vor dem Kollaps"? In den italienischen u. sardischen Medien wird häufig kolportiert, die Kapazitäten der Intensivstationen seien in Kürze erschöpft. Die "La Repubblica" von heute nennt die realen Zahlen: Zur Zeit werden in ganz Italien 1.746 Patienten auf Intensiv-Stationen behandelt, das entspricht 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Betten. Die letzte Erhebung für Sardinien lag bei 15 Prozent, von einem Notstand kann also gegenwärtig nicht gesprochen werden.
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Luna sarda
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Re: Medizinische Versorgung auf Sardinien

Beitrag von Luna sarda »

Interessant ist, dass inzwischen Patienten (non covid) von Cagliari nach Muravera ins Krankenhaus gebracht werden.
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Kiki
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Re: Medizinische Versorgung auf Sardinien

Beitrag von Kiki »

Hallo Günther

Die Berichterstattung diesbezüglich finde ich auch etwas zweifelhaft. Ich sehe allerdings auch, dass vielen Leuten nicht klar zu sein scheint, dass es nicht so relevant ist, wie die Situation aktuell ist, dass es vielmehr darum geht, womit in den nächsten Wochen zu rechnen ist. Wobei klar ist, dass die epidemiologischen Modelle zur Berechnung der künftigen Situation auch zu falschen Vorhersagen führen können.

Erfahrungen legen nahe, dass eine Behandlung in einer Intensivstation gegebenenfalls durchschnittlich ca drei Wochen nach einer Infektion nötig wird (so rechnet man wenigstens in der Schweiz, ich denke, dass das in Italien nicht gross anders sein wird). Und dass die durchschnittliche «Verweildauer» aufgrund von Corona in einer Intensivstation wiederum rund drei Wochen beträgt. Da sich die Anzahl positiver Tests in Italien in den letzten drei Wochen verdreifacht hat könnte sich bis in drei Wochen auch die Zahl der Intensivpatienten verdreifachen. Was jetzt vielleicht auch einfach meine Logik. Die verwendeten Modelle sind sicher um einiges komplexer. Ich versuche mir soweit möglich eine Vorstellung zu machen, in welche Richtung das alles gehen könnte, was letztlich auch einen Einfluss auf mein Verhalten hat (ich bin glücklicherweise in der Lage, mich selbst so schützen zu können wie ich es für mich gut finde).

Ich mache mir Sorgen. Auch, weil die Anzahl von Intensivbett noch nichts über das Vorhandensein von Beatmungsgeräten und entsprechend ausgebildetem Personal sagt. Wobei die aktuellen Massnahmen in Italien ja schon zu einer Verkleinerung der Fallzahlen führen werden, womit auch die Anzahl derer, die Intensivpflege benötigen, sinken wird, wenn voraussichtlich auch erst mit einer Verzögerung von drei und mehr Wochen.

In der Schweiz sind die Intensivbetten deutlich stärker belegt als In Italien. Wobei noch die meisten Patienten auf der Intensivstation «normale» Patienten sind, die eine Operation oder einen Unfall hatten. In zwei, drei Wochen ist Ende der Fahnenstange falls es keine Wende gibt.

Tja, was will man da eigentlich noch sagen ausser: passt auf euch, eure Lieben und überhaupt alle auf!
Kiki
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Re: Medizinische Versorgung auf Sardinien

Beitrag von Kiki »

Eines frage ich mich noch:

die in der Repubblica genannte Zahl (habe kein Abo und kann den Artikel darum nicht vollständig lesen): ist das die totale Zahl aller Patienten auf Intensivstationen oder bedeutet sie, dass 20 % der vorhandenen Intensivbetten mit Menschen mit einer Corona-Infektion belegt sind?

Ich kann mir irgendwie nicht wirklich vorstellen, dass 20 % die Gesamtauslastung benennen, denn in der Schweiz zB sind auch ohne Corona stets deutlich mehr als 20 % der Intensivbetten belegt.

Steht in dem Artikel vielleicht etwas dazu? Danke!
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Carlo
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Re: Medizinische Versorgung auf Sardinien

Beitrag von Carlo »

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13D5736E-34A1-4C67-8175-19A90132B557.jpeg (119.41 KiB) 2248 mal betrachtet
Die von Günther genannte Zahl ist die Anzahl der COVID-Patienten in Intensivtherapie in Italien.

Gruß Carlo
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Su Corvu
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Re: Medizinische Versorgung auf Sardinien

Beitrag von Su Corvu »

SERVIZIO DI TELEMEDICINA AMBULATORIALE
Ambulanter Telemedizin-Dienst der Dermatologie der Klinik San Francesco in Nuoro

Das ist wirklich eine tolle Innovation! Alle Patienten mit Hauterkrankungen, die sich bisher regelmäßig zur Visite vorstellen mussten, können jetzt eine "digitale" Visite machen. Es wird einfach ein Fragebogen ausgefüllt, Fotos, Ergebnisse anderer Analysen und Behandlungen werden eingefügt - fertig. Die persönliche Vorstellung entfällt, und damit die umständliche Terminvergabe über CUP (Telefonzentrale für ganz Sardinien), die langen Wartezeiten in der oft überfüllten Ambulanz, die Viste bei einem anderen Arzt als dem mit der eigenen Krankheitsgeschichte vertrauten, und nicht zuletzt, die Auto- oder Busfahrt (bei mir 150 Km auf der stressigen 131 dcn) u. die gewonnene Zeit, jeweils mindestens ein halber Tag.

Wieder ein Beispiel für gute medizinische Versorgung auf der Insel - meine frühere Uniklinik in Deutschland ist noch längst nicht so weit.

Günther
Zuletzt geändert von Su Corvu am 18.11.2020, 11:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Tina Adler
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Re: Medizinische Versorgung auf Sardinien

Beitrag von Tina Adler »

Hallo Günther, das ist wirklich ein Meilenschritt. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Fortschritte hier gemacht werden. Auch luna sarda erzählte, dass ihre Ärztin Rezepte auf eine Seite raufpackt also online und ohne zum Arzt zu müssen...Und du jetzt mit Bildern und Analysen hoch laden und online das ganze machen...Wirklich ein guter Fortschritt.

Grüße aus Ballao
Tina
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Su Corvu
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Re: Medizinische Versorgung auf Sardinien

Beitrag von Su Corvu »

Exellenz-Radiotherapie im Krankenhaus San Francesco Nuoro
Mit dem 2018 installierten Radiotherapie-System der neuesten Generation "Versa HD" können außer der traditionellen Behandlung mit der sog. Stereotassica-Technologie höchste Strahlendosen millimetergenau präzise Tumorzellen ohne Beeinträchtigung der gesunden Organzellen zerstört werden. Im Jahr 2020 sind in der Abteilung 730 Patienten behandelt worden.

https://www.lanuovasardegna.it/nuoro/cr ... 1.40057923 Infos zur Technik hier: https://www.prnewswire.com/de/pressemit ... 02251.html
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Luna sarda
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Re: Medizinische Versorgung auf Sardinien

Beitrag von Luna sarda »

Morgen werde ich mich gezwungenermaßen wieder einmal mit dem hiesigen Gesundheitssystem auseinandersetzen müssen. Für eine Nachkontrolle beim Facharzt habe ich von diesem eine Telefonnummer erhalten, unter der ich einen Termin dafür machen sollte.
Beim Anruf wurde mir gesagt, dass dies dann 'a pagamento' sei. Wenn ich dagegen eine Nachkontrolle auf Rezept möchte, muss ich das CUP (Centro Unico di Prenotazioni) anrufen, das für die gesamte Region Sardinien zuständig ist (was bereits alles sagt) und dort um einen Termin bitten. Wenn man dort anruft, erhält man zuerst ausführliche allgemeine Informationen, bis man dann erfährt, dass momentan kein Mitarbeiter frei ist und man es doch bitte später wieder versuchen solle. Bravissimo!!! Das Spielchen macht man dann eine halbe Stunde lang, bis man die Schnauze gestrichen voll hat.
Ich frage mich, warum mir der Facharzt, bei dem mein Mann seit Monaten diverse Termine (auf Überweisung durch den Hausarzt) hatte, diese Telefonnummer gibt (blicken die Ärzte im eigenen System nicht durch??) und warum eine spezielle Nachkontrolle nicht auch per Überweisung geht. Das ist doch vollkommen krank, das System!
So werde ich mich morgen ins Krankenhaus aufmachen, um dort im Ufficio Ticket eine Erklärung und einen Termin zu bekommen (bei genau dem Facharzt, der in diesem Krankenhaus seine Sprechstunden hält...)!
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